Sonntag, 21. März 2010

Colonia de Sacramento

Hallo Zusammen,
Wenn man kein Glück hat, kommt meistens noch Pech dazu. Zu dem Ärger mit den Sturmschäden kommt jetzt noch die Steuersäule. Sie hat oben und unten je ein Kugellager und diese Lager sind zerfallen. Man kann die Steuersäule auseinanderschrauben,, aber die Reste der Lager nicht ohne Spezialwerkzeug entfernen. Dummerweise paßt das Ersatzlager, das ich von Deutschland mitgebracht habe, auch nicht. Ich habe also dem hilfsbereiten Hafenmeister alles mitgegeben, morgen will er eine Werkstatt
aufsuchen, dort sollen die alten Lagerreste entfernt werden, ob ich dann passende Lager bekomme, muß ich sehen, notfalls muß ich nach Buenos Aires zurück.
Ja Buenos Aires, eine wahre Großstadt. Als wir abends vor dem Yachtclub ankommen, ist der Eingang mit einer schwimmenden Brücke verschlossen. Aber wir finden einen netten Marinero, der das Tor öffnet und uns zu einer Mooring geleitet. Am nächsten Morgen heißt es einklarieren. Erst Anmeldung im Yachthafen, ganz einfach, und wir sind für eine Woche kostenfrei Gäste des Yacht-Club Argentino. Aber wir müssen noch zu Zoll und Prefectura (Wasserschutzpolizei). Immigration sparen wir uns, da wir schon argentinische Stempel in den Pässen haben. Ich zeige dem Taxifahrer den kopierten Stadtplan, den ich vom Yachtclub erhalten habe mit der Adresse der Aduana (Zoll). Er fährt uns daraufhin zum Hauptzollamt, wo man uns sagt, unsere Zollstelle sei ganz woanders. Also wieder ein Taxi und wir kommen zu einer Zollaußenstelle in der Nähe eines Slumviertels, schwer vergittert, wo uns die nette Zöllnerin nach der Zollbescheinigung von Ushuaia fragt. Die haben wir nicht, sind also illegal im Land..Sie stellt also eine Bescheinigung aus, daß wir erst seit gestern in Argentinien seien, damit müssen wir zur Prefectura.
Ich gebe dem Taxifahrer die Adresse mit Straße und Hausnummer und er fragt sich dann durch. Er fragt nach und nach ungefähr 7 Polizisten nach dem Weg und schließlich halten wir vor einer großen Polizeikaserne. Die Wachhabenden weisen uns einen Block weiter und wir verlassen das Taxi vor einer Omnibus-Waschanlage. Da drinnen sei die Prefectura versichert der Taxifahrer. Aber wir müssen noch gut 500 m in die entgegengesetzte Richtung laufen. Drinnen dann 3 Beamte hinter einem Tresen, die nach einem merkwürdigen Bingo-System Nummern aufrufen und Argentiniern irgendwelche Papiere ausstellen. Nach einer Stunde sind wir dran und erhalten unsere Eireisepapiere. Zur Ausreise müssen wir dann zu allen Behörden nochmal.. So vergeht ein ganzer Tag mit Behördenkram.
Anderentags gehe ich auf die Suche nach einem Schlauchboot. Die Firma ist schnell gefunden und wir sind uns schnell handelseinig und ich bezahle mit Mastercard. Eben soll noch die Rechnung fertiggemacht werden, aber der Chef braucht dazu meinen Pass. Den habe ich nicht dabei, mit dem Personalausweis ist er nicht zufrieden, so warten wir fast 2 Stunden. Schließlich platzt mir der Kragen und ich sage recht lautstark, er solle mir sofort mein Geld wiedergeben, ich würde gar nichts kaufen und wenn er schon unbedingt einen Pass brauche, solle er das vor dem Abbuchen des Rechnungsbertrages sagen... und plötzlich geht alles dann doch recht schnell über die Bühne und ich bin Besitzer eines neuen Schlauchbootes mit hartem Boden..
Zwei Abende verbringen wir mit Christina, einer Verwandten meines Freundes Thomas aus Berlin, eine Nacht in einer Tango-Bar.
Der argentinische Tango wirkt ungemein steif und überhaupt nicht erotisch. Man umklammert seine Partnerin leicht oberhalb der Brust und beide lehnen sich dann etwas nach vorn, so daß Becken und Beine einen gehörigen Abstand haben, wie ein Dreieck. Dann schreitet man gemessenen Schrittes über die Tanzfläche. Man schaut ernst und spricht kein Wort. Nach 4 Tänzen ist kurze Pause und man fordert dann eine andere Partnerin auf. Die Athmosphäre ist ähnlich wie in einer Tanzschule, das Publikum zwischen 35 und 75.
Am Plaza de Mayo demonstrieren nicht nur die Mütter und Großmütter der Verschwundenen zur Zeit der Militärdiktatur, sondern auch 2 Gruppen von Veteranen des Malvinen- oder Falklandkrieges und eine Gruppe Tupmamaros, aber alles wirkt friedlich.
Sonst ist Buenos Aires eine Großstadt mit breiten Alleen mit 6 Fahrspuren in jede Richtung und unwahrscheinlichem Autoverkehr. Manche Ampeln scheinen bindend, andere nur Empfehlungen.
Im alten Hafenviertel hat man die alten Kornspeicher aufwendig renoviert und Restaurants und Edelboutiquen laden die Großstädter zum flanieren ein. Es wirkt ein wenig wie Hamburg, nur größer. Drumrum stehen neue Hochhäuser und es wird fleißig weiter gebaut. Von Wirtschaftskrise keine Spur. Auch im neuen Hafen ist viel los mit Containerschiffen und Kreuzfahrern.
Am 16.3. setzten wir wieder Segel und landen nach einer angenehmen Überfahrt über den Rio La Plata, gelbes Wasser mit viel schwimmendem Grünzeug und Bäumen, teils schwimmenden 10 qm Wiesenstücken, in Colonia de Sacramento, Uruguay, einer verschlafenen Touristenstadt aus dem 18.- 19. Jahrhundert, alles alt und teils renoviert, Weltkulturerbe und beliebtes Wochenendziel für Argentinier.
Mangels Segelwind bleiben wir zunächst hier und nachdem Maren und Matthias wieder nach Hause mußten, haben Rudi und ich Zeit, die fälligen Reparaturen zu erledigen.

Viele Grüße von der Leon De Mar aus La Colonia von

Jürgen

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