Montag, 20. August 2018

Törn Skandinavien Rund


 Skandinavien Rund


 Teilstrecke durch Rußland

 
Auf den Bildern ist unser Weg dargestellt. Viele Stationen und Strecken habe ich im Blog beschrieben. Nun ist es Zeit für ein Facit.
Eine Reise mit unglaublichen und unerwarteten Eindrücken durch ein teils hochmodernes Land, teils aber noch im 19.Jahrhundert stehengeblieben. Überall waren wir willkommen, herzlich begrüßt, nie sind wir auf Abneigung gestoßen.
Marinas gibt es praktisch nirgendwo, aber ankern oder festmachen kann man überall, oft auf gewöhnungsbedürftige Art.
Statt täglich zu duschen muß man dann evtl. im See baden.

Für Reisen nach Rußland braucht man ein Visum. Ein normales Touristenvisum wird nur für 30 Tage ausgestellt, aber es gibt die Möglichkeit, ein Visum für fast beliebig lange Zeit zu bekommen, wenn man ein "humanitäres" Visum oder ein Geschäftsvisum beantragt. Man kann und muß schon bei der Antragstellung eine oder 2 oder mehr Einreisen anfordern. Mehrere Einreisen sind z.B. notwendig, wenn man über Königsberg fahren möchte. Für dieses Visum braucht man eine Einladung. Die haben wir problemlos über unseren Agenten in Rußland bekommen, der sich in rührender Weise um uns gekümmert hat.

Vladimir Ivankiv   vladimir@sailrussia.spb.ru
Mob. +7 921 932 58 31 


Mit dieser Einladung kann man sich an eine Visumstelle in Deutschland wenden, ich habe das Visum von VFS Global http://www.vfsglobal.com/Russia/Germany/   problemlos bekommen. Neben der Einladung muß man ein Paßbild, einen Einkommensnachweis und eine Krankenversicherungsbestätigung vorlegen und möglicherweise den Törnplan.


In Rußland hat Vladimir Ivankiv alle Behördenformalitäten für uns gemanagt. Er mußte wohl jeweils mit den Schleusen- und Brücken-Mannschaften telefonieren, uns einen Lotsen und die Genehmigung für die Nachtfahrt durch Petersburg besorgen und hat uns auch während der Weiterfahrt immer telefonisch begleitet.

Für diesen Service haben wir 500,- Euro bezahlt, für die Einladung pro Person 50,-, für die Durchfahrt durch St. Petersburg 360,- und für die Schleusen und Kanäle 100,-. Ich glaube nicht, daß man das alles ohne Agent hinkriegt.


Weitere Bedingung für die Durchfahrt durch russische Binnengewässer ist, daß ein russisch sprechender Mitsegler an Bord ist. Notwendig ist ein spezielles Funkgerät für die russischen Binnenfrequenzen. Auf den Flüssen muß man sich an bestimmten Punkten melden, mit den Brücken und Schleusen kommunizieren und auch mit entgegenkommenden Schiffen oder Überholern wird gern gequatscht. Für die Flüsse, und Kanäle braucht man die russischen Papierkarten Neva, Swir und Belomor-Kanal. Die Navionics-Karten "Europa" auf dem Tablet sind auch gut geeignet, aber die russischen Angaben für Meldepunkte und Funkfrequenzen finden sich darauf nicht. Für das weiße Meer gibt es bisher keine Navionics-Karte, aber für ein wenig mehr Geld die Karte von ISailor - auch als App fürs Tablet. Norwegen ist hingegen gut abgedeckt mit der Navionics-App. Auch die russische Übersichtskarte (Papier) Weißes Meer-Nordkap braucht man wohl, da darauf bestimmte Meldepunkte angegeben sind. Karten und Funkgerät kann man über Vladimir bekommen.


Einklarieren und Ausklarieren:
Ob man aus der EU ausklarieren muß, konnte ich nicht wirklich in Erfahrung bringen. In Tallinn haben wir keine Behörde dafür gefunden. Deshalb haben wir Haapasaari in Finnland angelaufen, einen winzigen Grenzort, wo man uns einen Stempel auf die Crewliste gemacht hat, für das Schiff wurde nichts an Formularen ausgefüllt, einen Stempel in den Paß haben wir nur auf ausdrücklichen Wunsch erhalten.

Beim Einlaufen in russische Gewässer soll man sich über Funk melden. Uns hat man nicht gehört, aber schließlich angesprochen, wohl weil wir über AIS beobachtet worden waren. Weitere Gespräche über Funk waren dann nicht möglich, da bei der Immigationsstelle auf der Insel Kronstadt niemand englisch sprechen konnte. Unsere Versuche, Funkkontakt aufzunehmen, wurden zunächst auf russisch beantwortet und als ich darum gebeten habe, englisch zu sprechen, hat ein russisches Kriegsschiff die Behörde in Kronstadt aufgefordert, englisch zu sprechen, die haben sich aber nicht mehr gemeldet. Wir sind dann zum Einklarieren an den Steg in Kronstadt gefahren und dort war alles dann völlig unkompliziert und in 1 Stunde erledigt incl. Drogenhund.
Vor dem Verlassen des Belomor-Kanals muß man den Hafenmeister in Belomorsk aufsuchen, aber erst in Archangelsk haben wir ausklariert. Die Behördenvertreter haben sich alle pünktlich am Ausklarierungskai eingefunden und alles war wieder schnell erledigt. Die Crewliste haben sie einbehalten.
In Vardö haben wir niemanden gefunden zum Einklarieren nach Norwegen, in Tromsö waren wir bei der Polizei "Immigration", die haben aber auch nicht gewußt, was sie mit uns machen sollten. Den Zoll in Norwegen habe ich angerufen und wurde gebeten, eine E-Mail zu schreiben, danach habe ich nichts mehr gehört.
Wer mehr wissen möchte, kann mir schreiben : juergen.brenner(ätt)freenet.de











Sonntag, 19. August 2018

Angekommen

Der Steg schwankt noch etwas



19.8.17
Am Freitag d. 17.8. soll Nordwestwind kommen und die Tide ist günstig,
so daß wir Helgoland erst um 10.00 Uhr verlassen müsssen. Genug Zeit
also für ein feuchtfröhliches Abendessen mit unseren Nachbarn in
Helgoland, die bei uns längsseits liegen. Der Wind schwächelt aber im
Lauf des Tages und als die Geschwindigkeit unseres Kahns auf unter 2.5
Knoten fällt, muß doch der Dieselwind helfen. Nach über 5000 Meilen ist
der Törn rund Skandinavien vollendet, d.h. nicht ganz rund
Skandinavien, da wir Spitzbergen und die Bäreninsel ausgelassen haben.
Um 16.00 passieren wir die letzte Schleuse unseres Törns und binden um
16.30  Leon de Mar in unserem Club WSV Hooksiel fest.
Die Eindrücke müssen sich nun erst mal setzen, bald berichte ich mehr.

Mittwoch, 15. August 2018

Wieder in Helgoland

Windpark mit Bewacher

15.8.18
Von Ringköbing fahren wir mit gutem Segelwind los, relativ gutem, wir
müssen um Horns Rev anzuliegen hoch am Wind fahren. Nach einigen Meilen
sehen wir aber, daß auf dem direkten Weg zur Tonne Horns Rev offenbar
Windmühlen stehen, so kommt Plan B zum Einsatz, in Küstennähe zu fahren,
zunächst Richtung Esbjerg. Auch dabei kommen wir an Windparks ohne Ende
vorbei, teils bewacht wie hier in Dänemark, nachts mit roten
Blinklichtern befeuert, an denen wir Meile für Meile vorbeifahren. Es
ist schon eindrucksvoll, wenn 300 oder mehr rote Blinklichter grüßen,
zum Glück alle synchron, nicht so ungeordnet wie ein Ostfriesland. Viele
Meilen nördlich von Helgoland erstrecken sich weitere Windparks, die man
nur schwer queren kann, zwischen den einzelnen Abschnitten gibt es wohl
passierbare Traversen. Geschätzt sind wir an mehr als 1000 Anlahgen
vorbeigefahren.. Gut für die Umwelt, miserabel für die Segler..
Nach wechselnden Winden mit Schauerböen in der Nacht erwartet uns in
Helgoland schließlich der deutsche Sommer, für den wir kaum geeignete
leichte Kleidung haben.
Bald geht es auf den letzten Schlag nach Hooksiel

Montag, 13. August 2018

Nach Ringköbing

Sonnenuntergang vor der dänischen Küste

13.8.18
Nach 4 Monaten haben wir endlich den Wind von achtern. Mal mit der
vollen Genua, mal auf ein Drittel gerefft schaukeln wir mit 6 bis 7
Knoten durch die Dünung, die sich auch mal zu 3 m Wellen aufbaut wenn
der Wind auf 30 Knoten zulegt.  Dazu scheint die Sonne tags und nachts
wird es richtig dunkel - das kennen wir seit Monaten nicht mehr - ohne
Mondschein. Der Sonnenuntergang sieht wie gemalt aus und erinnert an
Nolde, der ja in dieser Gegend aufs Meer geschaut hat. Etwas später als
vorausberechnet laufen wir am 12.8. Hvide  Sande an und müssen bis 11.30
auf die Schleuse warten, die uns in den Ringköbing-Fjord leitet. Hier
sind wir wieder froh über unser Hub-Schwert, denn die Wassertiefe ist
teils nur 2,20 m . Über einen schmalen Tonnenstrich erreichen wir
Ringköbing. Nach einem langen Schlaf wagen wir einen Sonntagsspaziergang
im Regen, der auf ausgedörrte Wiesen fällt. Ringköbing erinnert mich an
Esens, nur daß an der Hafeneinfahrt die Vestas-Windturbinenfabrik mit
ihrem modern wirkenden Fabrikgebäuden liegt. Die großen Gondeln der
Windanlagen liegen am Kai, ich weiß aber nicht, wie die hier
wegtransportiert werden, denn größere Schiffe können hier nicht landen.
Hier warten wir bis morgen, dann soll der Regen aufhören und ein
Nordwestwind soll uns nach Helgoland bringen.

Donnerstag, 9. August 2018

Tampen im Propeller








Tobias unser Held


So langsam arbeiten wir uns nach Süden vor. Der Wetterbericht sagt für
Freitag d.10.8. Nordwestwind vorher, der uns endlich über die Nordsee
bringen soll. Leider soll nach 2 Tagen dann schon wieder Südwind kommen,
so daß wir esin keinem Fall nach Helgoland schaffen. Als nächster Stop
ist zunächst Tyborön ins Auge gefaßt. Wir haben in Bergen also nur Zeit
für einen Abendspaziergang und sind ab 7 Uhr schon wieder unterwegs nach
Haugesund. Die Fjorde werden immer lieblicher, dichter besiedelt und wir
passieren Chemiewerke und eine große Werft, wo Ölplattformen hergestellt
werden. Beim Einlaufen in den Hafen von Haugesund schleppen wir einen
grünen Tampen mit, der beim Versuch ihn zu bergen sich um den Propeller
wickelt. Mit Schleichfahrt machen wir an einem Steg fest, der
offensichtlich privat ist und hoffen, nachts nicht gestört zu werden.
Der Eigner des Platzes ist aber wohl länger unterwegs, so daß wir nach
12 Stunden Motorfahrt - teils durch Schauerböen mit 20 m Sicht und dabei
regem Fähr- und anderem Verkehr und einem reichhaltigen Abendessen mit
Kartoffeln, Gemüse-Hackfleischsoße und als Nachtisch Buchweizenpudding -
in einen langen Schlaf fallen. Heute Morgen zieht sich Tobias Norberts
Neoprenanzug an und taucht mit seinem Messer. Der grüne Tampen muß dran
glauben, aber auch die Hand an der Kleinfingerseite bekommt einen
Schnitt. ( Wenn Rasmus Blut mag, müßte der Wind bis Helgoland reichen ).
Jedenfalls wollen wir die gute Tat noch ausgiebig feiern.

Sonntag, 5. August 2018

Schlemmen bei Nieselregen

5.8.18

Trübe Stimmung bei trübem Wetter- wir sind einen Tag in Malöy geblieben,
Lesetag ohne irgendeine Aktivität außer:  Norbert überrascht mit
Vanillepudding fürstlich dekoriert.
Am 5.8. fahren wir weiter mit Westwind laut Vorhersage. Der ist aber so
heftig mit Schauerböen, daß wir nicht wie geplant auf den freien
Atlantik fahren sondern weiter durch die Fjorde, grandiose Ausblicke
anspruchsvolle Navigation bei wechselnden Winden, Regen, Nebel,
zwischendurch ein Regenbogen.
Wir legen schließlich in Askvoll an, idyllisches Dörfchen am Granesund.
Und wieder überrascht Norbert mit Kartoffelsalat und sebstgemachter
Mayonaise..

Freitag, 3. August 2018

Stadlandet, das gefährlichste (?) Kap der Welt

Svinöy

Stadlandet

Petroglyph Wikingerschiff ?

3.8.18

Früh am Morgen des 2.8. fahren wir los von Kristiansund Richtung
Alesund, wieder ohne nennenswerten Wind, den aber von vorn. Um 8 Uhr
abends erreichen wir die für ihre Jugendstilhäuser berühmte Stadt und
fallen nach kurzem Stadtbummel und üppigem Abendessen - Norbert hat
Entrecote, innen rosa (!), Blumenkohl unnd Salzkartoffeln gezaubert - in
die Kojen. Früh um 7 geht es gleich weiter um das gefürchtete Kap
Stadlandet, die westlichste Spitze Norwegens. Hier sollen mehr als 50
Schiffe auf Grund liegen. Vorher passieren wir die aus Wetterberichten
zumindet älteren Seeleuten bekannte Insel Svinöy, ein kleiner Felsen
ohne Hafen, aber anscheinend immer noch bewohnt, neben dem Leuchtturm
stehen 3 schmucke weiße Häuser. Ob der Wetterfrosch dort immer noch
Dienst tut?  Später runden wir das Kap Stadlandet, das sich teils in den
Wolken verbirgt. Näher am Felsen dann eine Formation wie ein
Wikinger-Schiff-Petroglyph. Wieder kein Wind von vorn, heute aber mit
Nieselregen. Um 19 Uhr heißt es dann Leinen fest in Malöy. Hier ist
Fischfestival angesagt, vermutlich mit Musik bis zum Morgengrauen.
Morgen geht es weiter Richtung Süden, vielleicht endlich mal mit Nordwind..

Mittwoch, 1. August 2018

Kristiansund

wollte nicht verkaufen ??

Kristiansund

Bautastein

1.8.18

Kristiansund ist eine kleine Stadt, einerseits geprägt durch die
Ölindustrie - hier ist die Versorgungsstation für die nördlichen
Ölplattformen -, andererseits durch Fischerei und Tourismus.
1808 kam es zur Schlacht um Kristiansund.  Die Engländer mal wieder. In
den Wirren der napoleonischen Kriege wollten sie Kristiansund und seine
Handelsflotte einnehmen und schickten 2 Fregatten. Die wurden aber von
den norwegischen Kanonen zurückgeschlagen, die Kanonen waren auf einer
Art Floß gestanden und wurden mit Ruderbooten in den Fjord gezogen und
beschädigten die englischen Schiffe so schwer, daß sie abziehen mußten.
1908 wurde zum Gedenken an die Schlacht vor 100 Jahren der 11 m hohe
Bautastein aufgerichtet und mit Salutschüssen eingeweiht, die
Salutkanonen stehen jetzt noch da, die Aussicht auf Kristiansund ist
phantastisch.
Morgen wollen wir weiter nach Alesund.