Sonntag, 31. Januar 2010

Gletscher des Brazo Noroueste

Hallo Zusammen,

Inzwischen liegen wir im Seno Pia, einem Fjord, der vom Brazo Noroeste des Beagle-Kanals abgeht. Zwischen 500 m hohen Basaltwänden segeln wir in den Fjord, der sich in 2 Arme teilt, jeweils am Ende ragt eine Gletscherzunge bis ins Wasser. Immer wieder fallen donnernd Brocken vom Gletscher ins Wasser und schwimmen dann als kleine Eisberge umher, die wir natürlich für den Whisky on the Iceberg-Rocks anzapfen. Das Gletschereis ist zu bizarren Säulen aufgeschichtet, an der Abbruchkante vielleicht 100 m dick, auf das Kalben eines größeren Eisbergs warten wir aber vergebens. Über allem die Schneegipfel, darüber Wolken, mal blauer Himmel mit Sonne, mal Regen mit Regenbogen über dem Gletscher. Im Wasser um uns herum schwimmen kleine Eis - Skulpturen, die wohl die Heinzelmännchen nachts anfertigen. Mit jeder Wolke ändert sich die Beleuchtung, Höhlen im Gletscher schimmern königsblau wie Kirchenfenster.
Eine Gletscherzunge ist dunkelgrau durch mitgeführtes Geröll und mittendrin ein rundes Loch ungefähr 10 m Durchmesser, aus dem wie aus einem betonierten Kanalrohr ein grauer Wasserfall fällt.
Hierherzukommen war gar nicht so einfach.
Von Ushuaia ( Argentinien ) muß man zum Einklarieren erst zurück nach Puerto Williams (Chile), 27 Meilen mit Rückenwind, kein Problem.
Nur die Gletscher liegen in der anderen Richtung, so daß wir von Puerto Williams wieder gegen den Wind an Ushuaia vorbei müssen. Erst versuchen wir es mit Kreuzen, dann mit Maschine, immer bleiben es weniger als 3 Meilen die Stunde gegen 35 Knoten Wind.
Und dann suche ich mir eine Ankerbucht aus.
Der Alcalde de Mar in Navarino verbietet mir jedoch über Funk die Bucht "Letier", kann dafür aber keine einleuchtende Begründung geben, außer, wir seien eben "nicht autorisiert". So verlieren wir 5 Meilen, am nächsten Tag sind das fast 3 Stunden gegen Starkwind..
Jetzt verstehe ich, warum sich tatsächlich viele Segler die Mühe machen, alle möglichen Ankerplätze im Voraus in ihr Zarpe aufnehmen zu lassen. Ich habe mehr pauschal "Beagle Kanal und anhängende Buchten" geschrieben, und darunter scheint die Bucht Letier nicht zu fallen???
Es erinnert an den kubanischen Kontrollwahn.
Ich muß jeden Tag 2 x meine Position per E-Mail an die Armada melden.
Für das Zarpe mußte ich die einzelnen Stationen unserer geplanten Reise jeweils mit ETA (geschätzte Ankunftszeit) angeben..
Natürlich haben wir den Törnplan so nicht einhalten können.
Wegen der Bucht Letier habe ich nochmal per E-Mail um eine Erklärung gebeten, aber noch nichts gehört.
Ich werde weiter berichten.
Sonst ist alles wohlauf an Bord und die Begeisterung über die Gletscher kennt keine Grenzen.
Wir haben hier auch so viel Zeit für Anreise und Besichtigung verbraucht, daß die Rückkehr via Kap Horn zu ungewiß würde, so daß wir in den geschützten Kanälen zurück nach P. Williams fahren werden.

Viele Grüße von den Gletschern Feuerlands von

Jürgen, Renate und Rudi

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