Sonntag, 31. Januar 2010

Gletscher des Brazo Noroueste

Hallo Zusammen,

Inzwischen liegen wir im Seno Pia, einem Fjord, der vom Brazo Noroeste des Beagle-Kanals abgeht. Zwischen 500 m hohen Basaltwänden segeln wir in den Fjord, der sich in 2 Arme teilt, jeweils am Ende ragt eine Gletscherzunge bis ins Wasser. Immer wieder fallen donnernd Brocken vom Gletscher ins Wasser und schwimmen dann als kleine Eisberge umher, die wir natürlich für den Whisky on the Iceberg-Rocks anzapfen. Das Gletschereis ist zu bizarren Säulen aufgeschichtet, an der Abbruchkante vielleicht 100 m dick, auf das Kalben eines größeren Eisbergs warten wir aber vergebens. Über allem die Schneegipfel, darüber Wolken, mal blauer Himmel mit Sonne, mal Regen mit Regenbogen über dem Gletscher. Im Wasser um uns herum schwimmen kleine Eis - Skulpturen, die wohl die Heinzelmännchen nachts anfertigen. Mit jeder Wolke ändert sich die Beleuchtung, Höhlen im Gletscher schimmern königsblau wie Kirchenfenster.
Eine Gletscherzunge ist dunkelgrau durch mitgeführtes Geröll und mittendrin ein rundes Loch ungefähr 10 m Durchmesser, aus dem wie aus einem betonierten Kanalrohr ein grauer Wasserfall fällt.
Hierherzukommen war gar nicht so einfach.
Von Ushuaia ( Argentinien ) muß man zum Einklarieren erst zurück nach Puerto Williams (Chile), 27 Meilen mit Rückenwind, kein Problem.
Nur die Gletscher liegen in der anderen Richtung, so daß wir von Puerto Williams wieder gegen den Wind an Ushuaia vorbei müssen. Erst versuchen wir es mit Kreuzen, dann mit Maschine, immer bleiben es weniger als 3 Meilen die Stunde gegen 35 Knoten Wind.
Und dann suche ich mir eine Ankerbucht aus.
Der Alcalde de Mar in Navarino verbietet mir jedoch über Funk die Bucht "Letier", kann dafür aber keine einleuchtende Begründung geben, außer, wir seien eben "nicht autorisiert". So verlieren wir 5 Meilen, am nächsten Tag sind das fast 3 Stunden gegen Starkwind..
Jetzt verstehe ich, warum sich tatsächlich viele Segler die Mühe machen, alle möglichen Ankerplätze im Voraus in ihr Zarpe aufnehmen zu lassen. Ich habe mehr pauschal "Beagle Kanal und anhängende Buchten" geschrieben, und darunter scheint die Bucht Letier nicht zu fallen???
Es erinnert an den kubanischen Kontrollwahn.
Ich muß jeden Tag 2 x meine Position per E-Mail an die Armada melden.
Für das Zarpe mußte ich die einzelnen Stationen unserer geplanten Reise jeweils mit ETA (geschätzte Ankunftszeit) angeben..
Natürlich haben wir den Törnplan so nicht einhalten können.
Wegen der Bucht Letier habe ich nochmal per E-Mail um eine Erklärung gebeten, aber noch nichts gehört.
Ich werde weiter berichten.
Sonst ist alles wohlauf an Bord und die Begeisterung über die Gletscher kennt keine Grenzen.
Wir haben hier auch so viel Zeit für Anreise und Besichtigung verbraucht, daß die Rückkehr via Kap Horn zu ungewiß würde, so daß wir in den geschützten Kanälen zurück nach P. Williams fahren werden.

Viele Grüße von den Gletschern Feuerlands von

Jürgen, Renate und Rudi

Montag, 25. Januar 2010

Ushuaia - Puerto Williams

Hallo Zusammen,

Ushuaia, die sagenhafte Stadt am Ende der Welt hatte ich mir wie ein verschlafenes Dorf mit einigen Segelyachten vor Anker vorgestellt. Es ist aber wieder mal ganz anders.
An der Mole liegen 4 Kreuzfahrtschiffe, darunter die Star Princess, ein richtig großes Ding für geschätzt 3000 Passagiere. Und jeden Tag kommen und gehen ca.4..
Die Einkaufsmeile ist voll von Geschäften mit Schmuck, Souvenirs, Banken, Modeboutiquen, Elektronikläden. Hier ist Freihandelszone und deshalb alles günstig, wie in Helgoland.
Das Ehemalige Gefängnis, das erste , was man hier gebaut hatte, ist jetzt ein riesiges Museum mit Ausstellungsstücken zur Geschichte der Gegend, am interessantesten die alten Seekarten von Magellan bis heute. Daneben eine große Kunstausstellung zeitgenössischer Malerei. Alles riesig groß und natürlich voll von Touristen aus den Kreuzfahrtschiffen. Aber auch viele Hotels prosperieren von Touristen vom Rucksacktouri bis zur Luxuskategorie. Man bucht dann Exkursionen mit Bus oder Jeep in die Nationalparks oder Ausflüge zu nahen Inseln, Pinguinkolonien, Seehundbänken mit kleinen Ausflugsdampfern.
Es gibt 3 Eisdielen, eine goldene Büste von Evita Peron, ein Kasino, ein neues größeres ist im Bau, mehrere Restaurants wo man Büffet und Asado (gegrilltes Lamm, Rind, Huhn ) bis zum Abwinken für 10 bis 12 Euro ißt. Auch der Wein ist gut und preiswert.
Leider ist der Yachtclub 2 km vom Zentrum. Hier liegen ungefähr 20 ausländische Yachten und mindestens 4 größere Charteryachten, die Kap Horn Touren anbieten, unmöglich alle kennenzulernen.
Also eher Weltstadt im Bauboom als verschlafenes Nest.
26 Meilen östlich und ein wenig südlich dann das chilenische Puerto Williams, eher ein Dörfchen, 2 Hostels, ein Supermarkt, sonst eigentlich hauptsächlich Kaserne, aber der südlichste Yachtclub der Welt, und der hat was.
In einer Bucht hat man 1962 ein ausgedientes Transportschiff auf Grund gesetzt und dort geht man auf beiden Seiten längsseits zum Festmachen. Die "Micalvi" sieht inzwischen einem Schrotthaufen ähnlicher, als einem Schiff, ist aber offiziell ein Museum.
Über morsche Planken geht man an Land. Abends um 9 öffnet die Clubbar in der ehemaligen Messe und hier treffen wir die merkwürdigsten Leute der Welt so konzentriert wie nirgendwo:
Marie - Regine ist Französin, 62, seit Jahren unterwegs mit Rucksack und Zelt, hat keine Wohnung mehr, ist seit ihrer Jugend Veganerin und hat schon mal 8 Monate gar nichts gegessen ohne ein Gramm abzunehmen.
Andrzej, Pole, "Polaco Loco" hat den Patagonia Triathlon erfunden, Radfahren in Patagonien, einen Gletscher mit Skiern zu überqueren, Kajak-Paddeln von Punta Arenas nach Puerto Williams, das sind ca.300 Seemeilen durch stürmische eiskalte "Kanäle" , die aber teilweise so breit sind, daß sich über 1 m hohe Wellen aufbauen, die ihn auch mehrfach umgeworfen haben.
Für eine Abkürzung hat er sein Kajak und das Gepäck über einen Bergpaß geschleppt.
Beim Skifahren hat ein Schneesturm ihm einen Teil des Gepäcks mit Kamera, und Geld in eine Gletscherspalte geweht, so daß er jetzt sein Kajak verkaufen will für ein Ticket nach Mexiko, wo er z.Z. wohnt..
Einfache Kap Horn Umsegler wie wir staunen weiter über Amerikaner, die von Seattle nach Alaska segeln, durch die Nordwestpassage zum Atlantik und dann nach Süden um Kap Horn. Sie sind gestern 1 Stunde nach uns hier eingelaufen.
Und in der Kneipe treten dann die Piraten auf und bringen den Amerika-Umrundern ein Ständchen.
Die Mitglieder dieser Bruderschaft sind meist Chilenen, die irgendwie dem Meer verbunden sind und nur auf Empfehlung und mit Zustimmung des Oberpiraten in die Bruderschaft aufgenommen werden, der amerikanische Skipper hat jetzt die Ehrenmitgliedschaft.
Und so sind wir versumpft und heute nicht in der Lage zu segeln und genießen einen Hafentag bei Sonne und 20 Grad.

Viele Grüße vom südlichsten Yachtclub der Welt sendet Euer

Jürgen, jetzt mit Renate und Rudi

Montag, 18. Januar 2010

Lennox

Hallo Zusammen,
Schande über mein Haupt! Natürlich sind wir von West nach Ost um Kap Horn gesegelt. Dank an alle, die es gesehen haben. Natürlich könnte ich sagen, ich hätte den Fehler absichtlich eingebaut um Euch zu prüfen, aber dem war nicht so. Ich bin halt wie der legendäre Kapiutän, der morgens immer in seine Schatzkiste schaut und den Zettel studiert "Backbord ist links".
Und die Minensucher in Kap Horn suchen tatsächlich Minen, die die Chilenen 1977 vergraben haben, als die Argentinier Anspruch auf die Insel Lennox und die Nachbarinsel Isla Nueva erhoben haben. Aus Furcht vor Argentinischen Angriffen auf Kap Horn haben die Chilenen damals Kap Horn, Lennox und Isla Nueva vermint. Lennox soll jetzt Minen-frei sein, der Armada- Wächter dort hat aber von Bombenkratern auf Lennox erzählt. Wenn ich mit der nächsten Crew nochmal dorthin komme, werde ich die besuchen..
Auch auf Lennox war Sonnenbaden angesagt, bis pünktlich zum Ablegen ein Schauer daran erinnerte, daß wir im Süden Patagoniens sind.

Viele Grüße von der Leon de Mar,
Jürgen

Sonntag, 17. Januar 2010

Sommer in Kap Horn

Hallo Zusammen,
Auf unserer Route nach Kap Horn hatten wir alles, aber nichts so wie erwartet. Nachdem wir den Kanal Brecknock mit Ziel Kap Horn ( 187 Meilen)verlassen hatten, blies es zunächst backstags mit mehr als 30 Knoten, so daß wir unsere Fahrt verlangsamen mußten, um nicht zu früh ( nachts ) Kap Horn zu erreichen. Mit lediglich 3 qm der Genua waren wir noch reichlich 6 Knoten schnell, die Wellen waren 4 m hoch und der Appetit der Crew hielt sich in Grenzen. Egon hat souverän gesteuert. Am nächsten Tag flaute der Wind ab, bis wir schließlich bei null Wind in der Dünung schaukelten. Wirklich aufgewacht ist der Wind dann nicht mehr, brachte uns aber doch mit 5 Knoten Fahrt voran. Schließlich drehte er auf Nordost, so daß wir zu den wenigen Seglern gehören, die Kap Horn von Ost nach West hoch am Wind angesteuert haben. Schließlich mußten wir sogar noch aufkreuzen..
Doch der Wettergott meinte es gut mit uns und hat nur leichten Wind geschickt, so daß wir in der Caleta León (!) in Kap Horn vor Anker gehen konnten und die Insel besuchen. Mit Ölzeug und drei Pullovern waren wir völlig "overdressed", Kap Horn begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein.
Mit dem Gummiboot an Land gerudert und die steile Holztreppe hoch, schon waren wir völlig verschwitzt und außer Atem. Oben dann ein Hubschrauber, einige Baukcontainer von Minenarbeitern, die irgedwas im Boden suchen, ich habe es nicht völlig verstanden, das Kap Horn Monument, ein Gedenkstein für die Kap Horniers, eine Kapelle, der Leuchtturm und der Leuchtturmwärter mit Frau und zwei kleinen Kindern. Wir wurden mit Limonade begrüßt und haben uns im kleinen Souvenir-Laden umgesehen.
Der Leuchtturmwärter wohnt das ganze Jahr dort und hat 2 Mal einige Wochen Urlaub. Seine Famile lebt ebenfalls dort in einem schmucken Anbau des Leuchtturmes.
Für das Erinnerungsfoto zieht er sich extra seine goldbetresste Uniform an.
Kurz vor uns hat ein Ausflugsdampfer mit 128 Personen an Bord Kap Horn besucht, dann kam noch eine Yacht vorbei, also Hochbetrieb..
Pioniere sind wir hier nicht mehr. Es fehlen eigentlich nur noch eine Hafenmole und ein Besuchersteg..Eine Mole soll tatsächlich geplant sein..sagt der Leuchtturmwärter.
Nach dem kurzen Besuch sind wir schnell zurück auf die Leon de Mar, denn der Ankergrund soll schlecht sein und ein Wetterwechsel kann hier recht plötzlich kommen, schließlich verdanken wir das Sonnenwetter dem Auge des Tiefdruckgebietes..
Ledenfalls können und dürfen wir jetzt jederzeit die Füße auf den Tisch legen..
Obwohl es eigentlich zu einfach war, um wirklich stolz darauf zu sein..

Viele Grüße von der Leon De Mar aus dem sonnigen Süden
von Jürgen

Donnerstag, 14. Januar 2010

Hallo Zusammen

13.1.
der Wind hat sich zum Morgen hin wieder gelegt. Wir stehen spät auf und gönnen uns ein gemütliches Früstück, dabei lauschen wir dem Patagonia Net. Das ist ein Funknetz , das von einem Deutschen aufgezogen wurde und betrieben wird, damit sich die Yachten von Falkland bis Nord-Chile wenn nötig gegenseitig helfen können.
Der Wind schläft wieder, so starten wir erstmal mit Motor. Südwärts den Seno Pedro entlang. Es verpricht eine interessante Tour zu werden, denn es geht an einigen Engstellen vorbei, eine ist nur 4 Meter tief und 35 Meter breit.
Wir hatten einen kurzen Windstoß und haben gleich das Segel rausgenommen. Der Wind schlief aber nach ein paar Minuten wieder ein, so motoren wir jetzt wieder.
Wir sind bis aus dem Seno Awcalisman motort die Engstelle erwies sich dann doch nicht als so schwierig. Das schwierigste ist immer die Gegebenheten mit der Karte in Deckung zu bringen. Wenn das gelungen ist, ist der Rest auch gut zu schaffen. trotz der 3 kn Strom die uns geschoben haben.
Mit der Windstille war es dann nach dem Seno Ackwalisnan vorbei. Zuerst konnten wir noch mit der ganzen Genua segeln. mußten sie dann aber Stück für Stück verkleinrn zudem kam der Wind immer vorlicher bzw. unser Kurs wurde westlicher. Leider kann man mit der gerefften Genua nicht mehr so viel Höhe laufen. Das hat dann dazu geführt, daß wir wieder den Motor nutzen mußten.
Wir haben uns dann mit Motor gegen gute 40 kn Wind den Canal Cockburn entlang gekämpft, bis zur Isla Adelaida. Hier werden wir übernachten.
Für das ankern müssen wir Landleinen ausbringen. Dazu müssen wir aber erst das Schlauchboot wieder aufpumpen, Jürgen fährt solange Kreise. Spät kochen wir diesen Abend.
Trotz des vielen Windes und der Wellen gegenan, gibt es immer wieder sonnige Momente in denen die Erhabenheit und schroffe Schônheit dieser Landschaft verlockt. Auch die Böen bis 54 kn und unsere gewaltige Fahrt über Grund von 1.5kn können diesem Eindruck wenig anhaben.
Aus irgendeinem Grund finden Albatrosse dieses Wetter scheinbar toll zum Fliegen und auch einige Seeschwalben meinen unterwegs sein zu müssen.
Wir dagegen sind froh als wird die Insel erreicht haben.
Sie war ursprünglich nicht unser Ziel, bietet aber einen guten Startpunkt für morgen.

14.1.
Heite haben wir alle recht lang geschlafen. Trotzdem konnte ich noch ein wenig von der Morgenstimmung im Bild festhalten.
Bevor wir aufbrechen dichtet Jürgen noch schnell ein Leck im Spülenabfluß ab. Es reicht wenn Wasser durch Regen und feuchtes Ölzeug in's Boot getragen wird, wir müssen uns nicht noch selber fluten.
Das Ankermanöver wollen wir heute etwas anders gestalten. Jürgen vermutet, daß sich die Kette im Grund verhakt hat, deshalb werden wir die Landleinen erst lösen,wenn der Anker frei ist. Abgesehn von einer leichten Verhakung eines Haufens Kette, die sich jedoch ohne größeren Aufwand beheben läßt, bekommen wir den Anker gut frei. Allerdings fischen wir einen mächtigen Berg Kelp mit dem Anker den wir vom Dingi aus los schneiden.
So befreit holen wir nach und nach die Landleinen ein. Wir hatten diesmal reichlich Meter draussen und es gibt einen ziemlichen Wust im Cockpit. Bis alles aufgeschossen und verstaut ist, fährt Jürgen Kreise. So können wir im Schutze der Bucht aufklarieren. Kaum draussen zeigt ich, dass dies eine gute Wahl war. Der Wind bläst wieder mit bis zu 40 kn. Wir setzen die gerefft Genua und segeln so durch die Paso Sur. Für die Strecke, die uns gestern Stunden gekostet hat, brauchen wir jetzt nur ein halbe Stunde. Anschließend südlich durch den Canal Cockburn hinein in den Canal Brecknock. Die Dünung geht heftig im Cockburn. Der Wind steht genau hinein in den Canal. Die Wellen brechen sich und an der Insula Aguirre
schäumt die Brandung.
In der Abdeckung des Brecknock segelt es sich deutlich angenehmer.
Bald geht es hinaus auf's Meer ohne eine schützende Insel. Dann haben uns die Wellen wieder.
Wenn der Wetterbericht recht hat, soll der Wind nachlassen, wenn ...

Ingo
von der Leon de Mar
Hallo Zusammen,

Gut. dass wir nicht selbst einen Weg durch die Inselwelt suchen müssen. Wir wären auf Jahre beschäftigt. Zum
Glück haben das fleißige Vermesser ja bereits getan. Nur leider fehlt oft das Kartendatum oder es stimmt nicht.
Wir wollen in der Bahia Tamar ankern. Das dem Leuchtturmwärter, der auch von der Amada ist, über Funk klar zu machen war gar nicht so einfach. Manchmal macht Jürgen sich einen Spaß daraus, sich die Details aus der Nase ziehen zu lassen.
Bei der Einfahrt in die Bucht sehen wir den Luftstrahl eines Wals und eine Schwanzflosse. Zuerst dachte ich da spritzt Gischt an einem Felsen, aber dann hob er die Flosse. Mehr war aber nicht zu sehen und eine Kamera war nicht griffbereit. Akku leer.
12.1.
Wir starten aus der Bahia Tamar. Der Wind pfeift und wir beschließen das Dingi an Bord zu nehmen. Gar noch so einfach wenn der Wind so weht. Aber wir liegen soweit ruhig vor Anker. Heute soll es die Magelan Strasse entlang gehen. mal sehen wie weit wir kommen. In unserer Bucht gibt es sogar ein Stück Sandstand. Aber keiner hatte gestern Lust bei dem Wind an Land zu gehen.
Der Anker hat auch die ganze Nacht geknarrt und geknallt eigentlich hat wohl das Ankertau die Geräusche gemacht.
Aber egal, es war eine unruhige Nacht.
Nach dem das Boot verstaut ist, machen wir uns auf den Weg.
Anker auf, Magellan wir kommen.
Wir segeln los mit Reff in der Genua, jedoch kaum sind wir auf der Magellan Strasse läßt der wind nach und wir bekommen noch etwas Sonne.
Wahrscheinlich zum Abschied von Patagonien. Feuerland jedenfalls hüllt sich in Wolken. Und wie immer , kaum habe ich die Stammesbemalung der Remstal-Indianer angelegt, fängt es an zu regnen. Naja so ist die Nase windgeschützt.
während Patagonien sich sonnt, übt Feuerland sich in Schauern und Böen.
Wir sind wohl gerade in Feuerland.
Wir fahren nach Süden. Dann möchten wir über den Cockburn zum Meer.
Und dann Richtung Kap Horn.
Je nach Wetter im Schutze des Kanals Brecknock.
So bizzar oder ungewohnt die Felsen hier auch sein mögen, es scheint, dass sich das Auge doch daran gewöhnt.
Längst wirken die glatt geschliffenen Felsen mit den Flechten und dem Moos dazwischen nicht mehr so fremd. Der Anblick ist vertraut geworden. Auch wenn die Inseln nicht wirklich auseinander zu halten sind.
Auf der Magellan Straße haben wir immer wieder Regenschauer , mit starken Böen. Trotzdem kommt jetzt doch immer wieder die Sonne raus, zumindest wird es hell. Wir beschließen diesen Tag in einer Bucht der Insel Carlos III.
13.1.
Die Nacht war ruhig, deshalb bin ich wohl schon so früh aufgewacht. Das Wasser kräuselt sich nur wenig. Man hört die Vögel kreischen. Wir machen ein gemütliches Frühstück auf dem Balkon 10°C.
Wir müssen leider mit Motor fahren, da kein Wind weht.
Dafür begegnen wir Gruppen von Pinguinen. Wir sehen sogar die Atemstöße und Flossen einiger Wale. Leider nicht mehr und alle zu weit weg.
Der Rest des Tages war dann bis nach dem Nachtisch eher ereignislos. Es blieb bis zum Abendessen windstill und grau in grau. Die Bucht im Seno Pedro ist eigentlich ganz hübsch, grüne Hügel zu allen drei Seiten, ein Bach der einmündet. Wir können einen Anker schmeißen und brauchen keine Landleinen.
Während des Abendessens frischt der Wind deutlich auf, über 40kn in den Spitzen. Dabei muß sich wohl der Anker losgerissen haben, denn es hat uns über 100 m vertrieben. Gestern hätten wir da schon in den Steinen gesessen. Glück gehabt!
Wir haben den Anker neu gesetzt und mehr Leine bzw. Kette gesteckt.
Zusätzlich haben wir die GPS-Ankerwache eingeschaltet.
Jetzt hoffen wir auf eine ruhige Nacht.

Ingo
von der Leon de Mar

Dienstag, 12. Januar 2010

In der Magellanstraße

Hallo Zusammen,
Die Zeit vergeht wie im Flug. Und die bescheuerten Segler auf der Leon de Mar rauschen mit 6 Knoten und mehr an den unvergeleichlichen Schönheiten Patagoniens vorbei. Nicht einen Tag können wir verweilen und uns an Land umschauen.
Die anderen Segler hier, die wir im Patagonien-Netz treffen, bleiben Monate in dieser Gegend und gönnen sich die Muße, Albatrosse, Pinguine, Wale, den Polarfuchs, Seehunde, Delphine, zu beobachten und einen tieferen Eindruck von der Landschaft zu gewinnen. Hätte ich doch die Termine so gelegt, daß wir einen Monat früher hier angekommen und 2 Monate später weitergefahren wären. Aber dummerweise war mir der besondere Reiz und die Schönheit dieser Gegend nicht so bewußt bei der Routenplanung vor 2 Jahren, obwohl ich ja früher von Island und Norwegen ebenso fasziniert war.. Und auch die Größe Patagoniens - länger als Norwegen - ist mir zu spät klar geworden.
Heute lacht die Sonne und nur zwischendurch kommt mal ein Schauer. Der Wind bläst mit 20 Knoten backstags und trägt uns von unserem letzten Ankerplatz an der Einmündung des Kanal Smyth in die Magellanstraße Richtung Isla Carlos III, die wir heute abend erreichen wollen. Der letzte Ankerplatz war zwar von allen Seiten gegen Wellen geschützt, aber der Wind blies kräftig mit bis zu 35 Knoten über die umgebenden Hügel. Wir lagen mit 50 m Kette recht nah an flachen Stellen, aber der Anker war gut eingefahren und hielt dann auch. Die Flachstellen erkennt man hier durch Kelp, das sind braune Algen mit riesigen Blättern an mehrere Meter langen Stengeln. Und einen erheblichen Teil der Nacht mußte ich grübeln, wie man wohl ohne Tauchgang solchen Kelp aus dem Kühlwasseransaugrohr rausbekommt... zum Glück ist uns das noch nicht passiert.
Noch 2 Tage, dann werden wir hoffentlich die Stelle erreichen, wo wir uns entscheiden müssen, ob wir rund Kap Horn fahren oder doch gleich in den Beagle - Kanal. Leider sind wir auf Glück angewiesen, auf günstiges Wetter können wir nicht warten.
Wenn wir früher als geplant, Puerto Williams erreichen, haben wir die Chance die Viermastbark Esmeralda der Chilenischen Marine zu besuchen, die uns gestern überholt hat, allerdings sind wir gesegelt, die Armada hat den Dieselwind benutzt. Nach dem Flaggengruß, den sie nicht erwiedert haben, haben sie uns statt dessen in Puerto Williams an Bord eingeladen.
Mal sehen, ob wir sie dort noch antreffen.

Viele Grüße vom schönsten A.. der Welt von

Jürgen

Sonntag, 10. Januar 2010

Hallo Zusammen,

9.1.
der heutige Tag begrüßte uns mit einer viertelstündigen Regenpause, die wir nutzten , um den Anker zu hieven und unsere Bucht, Caleta Rachel, zu verlassen. Der Wind kommt wie in dem letzten Tagen meistens aus nördlicher Richtung, wahrscheinlich wird er einfach durch die Kanäle in diese Richtung gezwungen. Er bläst meistens zwischen 8 und 30 Knoten.
Wir konnten also auch heute mit achterlichem Wind starten.
An Trinkwasser mangelt es in dieser Region sicherlich nicht. Keine 5 Minuten im Regen und schon tropfnass und ich meine wirklich tropfend. Im Gegensaz zu gestern zeigt der Himmel heute ab und zu helle Stellen, allerdings nur um uns den nächsten Guß zu verkünden. Die Wolken hängen zum Greifen nah zwischen den Inseln, auf deren "Bergen" Schnee liegt. Die Schneegrenze senkt sich jeden Tag weiter ab, ebenso die Luft- und Wassertemperatur (10 u. 8 °C).
Heute hatten wir zwischen durch auch mal Nebel. Abwechslung muß sein.
Die Landschaft ist immer noch beeindruckend. Die Hänge der Inseln sehen aus wie Schottland, die Kanäle wirken wie norwegische Fjorde und die gesaamte Inselwelt, wie ein zu groß geratener Schärengarten.
In einem etwas klareren Moment haben wir einen Seehund gesehen. Allerdings ist er nur kurz aufgetaucht.
Seehunde und Pinguine sind hier etwas schüchtern. Kaum nähern wir uns, tauchen sie ab. Also keine guten Chancen für die Kamera.
Ich habe mir gerade bei einer ungeschickten Halse 3 Finger der linken Hand verletzt. Es blutet ganz schön. Die Finger sind wegen der Kälte halt gut durchblutet. Ich muß aufpassen, dass ich die Seekarten nicht voll kleckere.
Jetzt sitze ich schon eine Weile im Trockenen, aber die Zeit hat nicht mal gereicht, dass die Jacke aufhört zu tropfen. Die Feuchtigkeit ist hier überall. Gestern Nacht haben wir den Ofen sogar angelassen, um die Sachen wenigstens weitgehend zu trocknen.
Mit etwas Glück bessert sich das Wetter in den nächsten Tagen.

Immerhin ist es jetzt seit um drei trocken gewesen. Nur beim Ankermanöver hat es natürlich nochmal einen Schauer gegeben.
Wir liegen in der Bucht mit dem klanghaften Namen Caleta Moonlight Shadow.
Die Landschaft ist schon bizzar. Die kleinen Inseln im Vordergrund verschwinden gegen den Hintergund, kaum das man sie ausmachen kann. Und ein kleines Stück weiter sieht die Landschaft schon wieder ganz anders aus, weil mit einem mal die Kanäle zwischen den Inseln oder neue Buchten sichtbar werden.
Jürgen hat für uns ein Curry mit Huhn bereitet, mit Zucchini, Ananas und dazu Reis. Als Nachtisch gab es Obstsalat.
10. 1.
Heute sind wir trocken gestartet. Keine Sonne aber trocken, für uns jetzt schon schönes Wetter. Dafür wenig Wind.
Das mit dem Wind hat sich schnell geändert. wir fahren schon wieder 8 kn. Die Landschaft zieht an uns vorbei wie im Flug. Wir sind heute nicht allein, von vorne ein Frachter der leer schnell vorbei zieht von hinten nähert sich eine 4-Mast Bark der chilenischen Armada. Die chilenische Marine und Küstenwache nennt sich so, sie ist für alles was mit Wasser und Küste zu tun hat oder in Küstennähe liegt zuständig. Gerade eben haben wir wieder ein paar Pinguine gesehen, aber immer wenn wir die Kamera bereit haben, sind sie abgetaucht.
Sie sind hier wie gesagt sehr schüchtern.
Patagonien verwöhnte uns heute doch noch mit Sonne und dazu mit einem beeindruckenden Panorama.
Wir haben es nicht ganz bis zu der geplanten Bucht geschafft, haben aber mit der Ankermöglichkeit ein sehr schönes Plätzchen gefunden.
Wir liegen hier an einer Insel in einer Bucht in die ein Fluss, naja vielleicht eher ein Bach mündet. Aber Wasser tropft und läuft hier überall aus dem Boden in die Kanäle. Der Boden ist hier auch eher moosig oder morastig. Wohl ähnlich unseren Moorlandschaften. Kein Wunder bei den Regenfällen. Das alles konnten wir bei unserem heutigen Landgang feststellen. Erst haben wir den Aussenborder neu eingestellt und dann sind wir noch kurz im abendlichen Sonnenlicht auf der Insel "spazieren" gegangen.

Ingo
von der Leon de Mar

Samstag, 9. Januar 2010

In den 50er Breiten

Hallo Zusammen,

Rasmus meint es mal wieder zu gut mit uns und beschert uns auch in den Kanälen Patagoniens guten Segelwind von achtern, mal 4 mal 8 Beaufort. Das Segeln ist dann viel angenehmer als auf dem Ozean, weil es praktisch keine Wellen gibt und so gleitet unser Schiffchen wie auf Schienen dahin. Aber alles hat seinen Preis und so zahlen wir mit unglaublichem Regen. Ein Schauer wird vom nächsten abgelöst und zwischendurch nieselt es. Nach 24 Stunden ist ein 10 l. Eimer, der draußen steht, voll. Die Sonne hat sich verkrochen und die Schneeberge rundum hüllen sich in Nebel oder Wolken. Von der Crew trieft es ins Schiff, sobald jemand den Niedergang herunterkommt. An den Luken bildet sich Kondenswasser und der Ofen schafft es abends kaum, alles wieder trocken zu bekommen.
Im Patagonia Cruisers Net ist dann von Liquid Sunshine und Liquid Moonshine die Rede.
Zwischendurch entschädigt uns aber eine phantastische Gebirgslandschaft mit Schneebergen, Gletschern und zahllosen Wasserfällen.
Delphine und Pinguine tauchen um uns herum, ab und zu ein Albatros und einige kleinere Seevögel.
Und es ist nicht ganz einsam, gestern haben wir zwei Tanker gesehen, heute ist die Star Princess vorbeigefahren auf Kreuzfahrt zum Amalien-Gletscher, den wir leider links liegen lassen müssen, wenn wir einigermaßen pünktlich in Ushuaia ankommen wollen.
Viele Grüße aus dem schönen Patagonien von

Jürgen

Mittwoch, 6. Januar 2010

Der mit den Eisbergen schwimmt

Hallo Zusammen,

Am 4. 1. segeln wir mit leichtem Rückenwind in die Straße von Messier, ständig wechselt das Wetter von diesig auf sonnig, leichten Regen und wieder Sonne. Die Genua zieht uns mit 5 Knoten vorbei an magischen Kulissen. In der Ferne blaßgraue Schneeberge, näher die Berge dunkler grau, davor braune Felsen mit dunkelgrünen Kiefern bewachsen, irgendwie erinnernd an Norwegen, Schottland und Island.
Abends fällt der Anker in der Bucht "Caleta Point Lay", einem schmalen Einschnitt in der Isla Wellington. Das erste Mal bringen wir Landleinen aus: Man ankert mit Buganker und fährt dann rückwärts in eine ganz schmale Bucht und sicher das Schiff mit Landleinen hinten beidseits an Bäumen oder Felsen. Wir haben einen riesigen Bund Polypropylenleine ( schwimmt) besorgt und versuchen nun jeweils ca. 100 m davon kinkenfrei mit dem Beiboot auszubringen. Da das neue Beiboot eigentlich zu groß für die Leon de Mar ist, können wir es nur ohne Luft an Deck stauen, und so ist die Aktion, es ins Wasser zu bringen recht aufwendig. Wir kranen es mit dem Großfall hoch, lassen es aufrecht wieder aufs Deck runter und blasen dann die Schläuche auf. Als es schließlich schwimmt, läuft Wasser hinein, denn das Abwasserloch liegt dummerweise unter der Wasserlinie, was ich falsch eingeschätzt habe und den Srtöpsel nicht zugemacht..
So habe ich zum endgültigen Aufblasen der Schläuche erst mal nasse Füße.
Aber schließlich bringen Thomas und Ingo die Landleinen aus, beide auf Slip, so daß wir sie später vom Schiff aus bedienen können.
Bald bullert der Ölofen und wir genießen Linsen mit Würstchen, heute verlängert mit Nudeln und dazu den überfälligen Sylvester-Sekt.
Am nächsten Morgen ist es total windstill, die steilen Ufer und der Halbmond am zwielichtigen Morgenhimmel spiegeln sich im braunen Wasser, in der Ferne sieht man Robben schwimmen.
Ich nehme mein Morgenbad, nicht viel länger als eine Sekunde, bin aber mächtig stolz darauf, ganz unterzutauchen.
Später holen Thomas und Ingo Wssser aus dem nahen Wasserfall und bald müssen wir schon weiter.
Wie eigentlich immer auf dieser scheinbar so langen Reise ist der Termindruck lästig, man bräuchte hier viel mehr Zeit, Monate statt Wochen..
Mit besten Bedingungen segeln wir weiter nach Süden zum Eingang des Iceberg - Fjordes. Hier nehmen uns die steil aufragenden hohen Berge den Wind und wir motoren durch 4 Grad kaltes hellgrünes Wasser Richtung Gletscher. Dann wird das Wasser dunkler grün und die Temperatur steigt an auf 9 Grad. Die Wasserfarbe scheint einen Indikator für die Wassertemperatur zu haben.
Delphine, die hier schwarz-weiß sind, begleiten uns und ein besonders gut gelaunter zeigt uns geschraubte Saltos, Pirouetten und gerollte Luftsprünge.
Und dann kommt der erste "Eisberg" angeschwommen, Eisberg ist etwas übertrieben für diese ca 5 m großen Gebilde, aber sie sollen ja unter Wasser erheblich größer sein..
In der Ferne sehen wir den Gletscher mit weißer Oberfläche und blauem Eis an der Abbruchkante. Hin und wieder ein ungewohntes Dröhnen, wenn wieder ein Brocken abbricht und ins Meer stürzt.
Wir manövrieren vorsichtig durch die Eisbergchen und Thomas gelingt es, von einem die Spitze abzubrechen, so daß wir für den Abend Whisky on the Iceberg -Rocks genießen können.
An der tiefbleuen Eisbergkante können wir uns gar nicht satt sehen und verharren lange treibend zwischen den Schollen und machen sicher an die 200 Fotos. Plötzlich werden wir auf Kanal 16 angerufen.
An Land steht eine Hütte der Nationalparkverwaltung CONAF. Dort wohnt jeweils für einen Monat eine Besatzung, jetzt zwei Männer und des einen Frau mit Tochter von 1 Jahr, 3 Monaten. Wir werden zu Kaffee und selbstgebackenem Brot eingeladen, später zum Abendessen mit Fisch aus dem Fjord. Hier kommen im Jahr knapp 15 Yachten vorbei und es war auch schon mal ein Kreuzfahrtschiff hier, aber insgesamt doch sehr einsam. Wege oder Straßen hierher gibt es nicht und die Bewohner haben auch kein eigenes Boot. Ihre Aufgabe ist es, die Wildtiere ( Füchse, Ziegen, und andere Reh-artige Tiere, deren Namen ich nicht verstanden habe zu beobachten. Manchmal gehen sie auf die Jagd nach verwilderten Kühen, die in den Bergen rumlaufen sollen, aber eigentlich gibt es wenig zu tun. Die Station ist das ganze Jahr besetzt, Die Vorräte müssen jeweils für 5 Wochen mitgebracht werden, eher kommt kein Versorgungsschiff, zwischendurch gibt es aber Verbindung durch Telefon und Internet.
Es herrscht Mangel an Kartoffeln und Schokolade, so geben wir ein wenig von unseren Vorräten ab und erhalten dafür frischgebackenes Brot.
Einen Brief nehmen wir mit, den wir in Puerto Edén persönlch zustellen werden.
Nach ruhigen Schlaf unter einer richtig warmen Decke zieht es mich am Morgen wieder ins Wasser, so daß ich tatsächlich, wenn auch nur eine Sekunde, mit den Eisbergen schwimme..
Und schon sind wir wieder auf dem Weg, Richtung Puerto Edén.

Viele Grüße vom magischen Ende der Welt von

Jürgen
von der Leon de Mar

Montag, 4. Januar 2010

Endlich in den Kanälen Patagoniens

Hallo Zusammen,

Nach 4 1/2 Tagen auf See sind wir gestern in "Caleta Ideal" vor Anker gegangen. Unsere erste Ankerbucht in der magischen Welt Patagoniens. Nach einer anstrengenden Überfahrt, auf der die ganze Crew kaum Appetit hatte, mit Wellen über 5 Meter und Wind doppelt so viel wie vorhergesagt, in Böen bis 50 Knoten, sind wir in den Golfo de Penas, den Golf der Leiden, eingefahren. Er erwies sich aber als gar nicht so qualvoll, zumindest mit dem Wind von schräg achtern.
Die Ankerbucht dann wie aus dem Märchen, dichte Krüppelwälder rundum, im Hintergrund schroffe Bergkuppen, weiter weg im Dunst die grauen Silhuetten der Anden.
Wir haben dann mit Whisky, Rum, und Rotwein Sylvester nachgefeiert, Ingo hat Linsen mit Würstchewn serviert, als Nachtisch Obstsalat. Dazu hat der Ofen angenehme Wärme verbreitet und ich habe dank meiner Autorität als Skipper den Platz neben dem Ofen erhalten. Bald war es aber so warm, daß wir den Ofen kleingedreht haben, außerdem waren wir von Innen reichlich aufgewärmt und sind recht zeitig in die Kojen gefallen.
Wie angenehm, sich zum Schlafen zu entkleiden, dann ist die Wärme unter der Decke viel kuscheliger, ein Gefühl, das ich seit Valdivia nicht mehr genießen konnte, weil ich auf See ständig in Klamotten schlafe, mein Tick, immer in Bereitschaft sein zu müssen.
Nachdem wir bei Wind, Niesel und dicken Wolken angekommen waren, hat Petrus honoriert, daß wir nicht aufgegessen hatten ( Auf der Südhalbkugel ist es wohl genau andersrum wie gewohnt ). Die Morgensonne strahlt über spiegelglattes Wasser, in der Ferne hört man Vögel singen und Bäche rauschen, aus dem Wasser ragen Steine, die bei Hochwasser überflutet sind und darauf sitzen Tauchvögel wie Pinguine, sind aber eher Verwandte der Kormorane.
Die Wälder leuchten in verschiedenen Grüntönen, ganz hinten leicht rosig die Bergketten.
Nach einem kurzen Bad im 11° warmen Wasser bin ich fit für den Tag.
Nach ausgiebigem Frühstück mit Brot, Butter, Marmelade, Nutella, Käse, Schinkenwurst, Avokados, weichen Eiern und grünem Tee geht es ankerauf. Die Genua zieht uns an Felsen mit braunen Seehunden, und Tauchvögeln vorbei zur Pinguin-Insel, doch Pinguine sehen wir noch nicht. Durch den Kanal Messier, einen breiten Fjord fahren wir Richtung Süden und wollen heute abend in der Caleta Point Lay auf der Isla Wellington ankern.
Morgen wollen wir dann direkt an einem Gletscher im "Seno Iceberg" ankern.

Bis Bald, viele Grüße von Jürgen, Ingo und Thomas von der Leon de Mar

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Valdivia adé

Hallo Zusammen,

Irgendwie waren es schöne Tage in Valdivia. Die Stadt ist nach dem Erdbeben von 1960 nicht wirklich schön wieder aufgebaut worden, aber je länger man durch die Straßen mit den heruntergekommenen Häusern und teilweise fehlendem Asphalt geht, um so heimeliger wird es einem. Es ist eine Kleinstadt, eigentlich von Deutschen geprägt, die hier Mitte des 19 Jahrhunderts angesiedelt wurden - damals wurde das Land praktisch verschenkt an Interessenten - und die weitere Einwanderer aus Deutschland angelockt haben, dann nach 33 Juden, nach 45 Nazis.
Chile ist ein Land, das nicht arm wirkt, die Wirtschaft scheint gut zu laufen, in der Region von Valdivia vor allem die Forstwirtschaft. Riesige Wälder werden abgeholzt und als Holzschnipsel nach Japan verkauft. Wo ursprünglich Kiefern gestanden hatten, werden dann Eukalyptusbäume gepflanzt, die schneller wachsen. Immerhin wird weder aufgeforstet, das ist wohl auch gesetzlich geregelt.
Wir haben im Club de Yates festgemacht, wo wir ganz aufmerksam und lieb empfangen wurden und man uns jede erdenkliche Hilfe zukommen lassen hat. So wurde Diesel mit einem Tankwagen direkt zum Schiff geliefert, Gas wurde geliefert, Es gab eine supersaubere gute Dusche und alles für nur 7 Euro am Tag.
Seekarten gibt es in Valdivia nicht, Thomas fährt deshalb mit dem Bus nach Puerto Montt, wo es einen Atlas mit Karten von ganz Chile gibt.
Ingo hat einen Ölofen mitgebracht, den wir in die ehemalige hintere Toilette einbauen. Damit es im ganzen Schiff warm wird, säge ich große ovale Löcher in die Wand, irgendwie fühlt man sich im Salon jetzt wie in einer gotischen Kapelle. Jedenfalls heizt er gut.
Schwieriger war es, eine Verlängerung für die Ankerkette zu bekommen, in einem Laden haben wir passende Kette bestellt und extra die Kettennuß mitgebracht zum ausmessen. Die Musterkette passte auch auf die Nuß, nur die nach 4 Tage gelieferte hatte dann andere Dimensionen. Schließlich habe ich im Yachtclub von einem chilenischen Segler eine einigermaßen passende Kette bekommen, mit der ich unsere von 50 auf 80 m verlängert habe.
Es gibt aber auch komische Bürokratie in Chile.
Zum Befahren der chilenischen Gewässer braucht man ein "Zarpe", das von der "Armada" , der Marine ausgestellt wird. Die Armada hat hier alles, was mit Seefahrt und Küsten zu tun hat, unter Kontrolle.
Ich mußte also bevor wir losfahren konnten, zum Büro der Armada und ein Zarpe beantragen. Dazu brauchrten sie die üblichen Angaben aus dem Flaggenzertifikat und die Pässe aller Mitsegler.
Offenbar haben die Soldaten aber selten ausländische Pässe gesehen, denn sie schreiben nur die Vornamen ab. Dann entsteht eine Diskussion über das Gewicht der Leon de Mar. Im Brief steht wie von der Werft angegeben 9 Tonnen, das ist den Bürokraten zu wenig, deshalb setzen sie das Gewicht mit 15 Tonnen fest. Offenbar richtet sich die Gebühr nach der Tonnage.
Schließlich werde ich an eine Mitarbeiterin verwiesen, die eine Rechnung erstellen soll. Irgendwie kommt sie mit dem Computerprogramm nicht zurecht oder die Software funktioniert nicht, jedenfalls warte ich eine ganze Stunde bis sie die Rechnung ausdrucken kann. Es handelt sich um 20 Dollar und 64 Cent, komischerweise US-Dollar und nicht chilenische Pesos..
Diese Rechnung soll ich in der nahen Bank BCI bezahlen. Ich gehe also zur Bank und muß mich in eine lange Schlange stellen, die vor den Kassen wartet. Nach 45 Minuten Warten gebe ich die Rechnung und entsprechend Pesos, ersatzweise 20 Euro rüber, aber so einfach geht das nicht, schließlich soll ich Dollar bezahlen. Ich muß also zu einem anderen Schalter und da sagt die freundliche Dame, daß ich Dollar brauche und die mir irgendwo umtauschen soll, ihre Bank könne nicht wechseln. Nach einem kleinen Palaver schickt sie mich dann zum Filialleiter, der erst kooperativ wird, als ich ihm sage, er könne doch den Kurs im Internet abrufen, für Ihn als Banker müsse es doch möglich sein, den Gegenwert von 20 Dollar auszurechnen. Schließlich macht er mir einen Zettel mit dem Umtauschkurs und ich kann mit chilenischen Pesos bezahlen. Über eine Stunde habe ich in der Bank verbracht. Mit der Quittung zurück zur Armada, wo ich nochmal alle möglichen Angaben für das Zarpe machen muß.
Zur Aushändigumng des Dokumentes kommen dann nach weiteren 2 Stunden 2 piekfein uniformierte an Bord und "prüfen" das Schiff.
Ich muß den Motor starten, sie wollen die Raketen sehen und den Windmesser, sie sehen die Feuerlöscher und sind dann zufrieden.
Jetzt darf ich Richtung Puerto Williams fahren, muß mich aber jeden Tag um 8 und 20 Uhr Ortszeit bei der Armada mit meiner Position melden..
Inzwischen war es so spät, daß wir am 29. 12. abends in Dunkelheit den Fluß runter hätten fahren müssen. So haben wir den Abend genutzt um das berühmte Brauhaus Kunstmann zu besuchen, wo man Bier aus großen "Saulen" am Tisch selbst zapft und deftige deutsche Speisen ißt, von Kassler über allerlei Würstchen und anderes Fleisch bis Hirsch und das ausgesprochen gut und preiswert.
So sind wir also wieder auf dem Pazifik Richtung Süden und wollen erst mal über das offene Meer 500 Meilen fahren bis zum Golfo de Penas.

Viele Grüße aus dem Südpazifik von
Jürgen, Thomas und Ingo

Mittwoch, 16. Dezember 2009

noch 95 Meilen

Hallo Zusammen,

Nachdem wir gestern mit einer Flaute gekämpft haben, hat sich heute wieder ein wenig Wind eingestellt und wir fahren mir 5 Knoten Richtung Valdivia. Morgen werden wir da sein, notfalls unter Maschine, wenn der Wind wieder einschläft.
Hier gibt es auch ein Funknetz, betrieben von Wolfgang von der "Wilde Mathilde". Da trifft man Segler aus Südchile bis Argentinien und Falklandinseln. Ungefähr 8 Yachten haben sich gemeldet.. Wir sind also nicht ganz allein in Patagonien.
In Valdivia wird dann am 26. 12. noch Ingo zusteigen, so daß wir zunächst zu dritt sind.
Aber zunächst ist mal die Vorfreude auf ein Bier in Valdivia groß. Dort soll es ein kleines deutsches Brauhaus geben, wo man vor Ort gemachtes Bier und urig Deutsches Essen bekommen soll.. mal sehen.
Wolfgang hat uns schon im Yachtclub angemeldet, von da dann irgendwann mehr, wenn wir unseren Ankomm-Rausch ausgeschlafen haben.

Viele Grüße aus dem flautenreichen Südpazifik von

Jürgen und Thomas

Dienstag, 8. Dezember 2009

nur noch 1000 Meilen bis zum Ziel

Heute haben wir die 1000 auf dem GPS unterschritten und wollen das angemessen feiern. Das sieht dann so aus: nach unserem ausgiebigen Frühstück mit Rührei, Schinken und Käse sowie Marmelade und (der allerletzte Rest) Nutella hat Jürgen gerade einen Mürbeteig gemacht. Daraus werden wir einen Obstkuchen mit Aprikosen und/oder Pfirsich auf Puddingunterlage machen. Selbstredend wird dazu Sahne gereicht werden. Als Hauptgericht haben wir für diesen besonderen Anlass Ente vorgesehen, dazu gibt es Kartoffelbrei. Als Nachtisch schwebt uns Obstsalat vor, das ist aber noch offen.
Neben diesen existentiellen Fragen ist das Thema Wetter jeden Tag in der Diskussion. Aktuell sieht es so aus, dass wir nach zwei Tagen mit relativer Flaute wieder bei 5 Bft mit über 6 Knoten auf Halbwindkurs gut voran kommen. Nach der neuesten Wettervorhersage werden wir übermorgen etwas auf die Mütze bekommen. Wind von 25 Knoten ist angekündigt. Und da diese Werte in der Praxis eigentlich immer deutlich überschritten werden, rechnen wir mit über 30 Knoten Wind. Aber das ist nicht schlecht und allemal besser als Flaute. Das Hoch, das uns all diese Zeit begleitet hat, löst sich so langsam im Osten auf und auf der Rückseite (also von Westen) kommt ein Tief rein, welches diesen Wind bringt. Es wird auf alle Fälle ungemütlicher als die letzten Tage werden...
Begleitet werden jeden Tag immer wieder von einzelnen Seevögeln, häufig auch von einem Albatros. Fische scheint es tatsächlich nicht zu geben oder wir haben die völlig falschen Köder. Jedenfalls haben wir kein Glück mehr mit dem Angeln. Die Stimmung ist aber auf jeden Fall gut, aber ehrlich gesagt freue ich mich auch auf die Ankunft in Chile.

Macht´s gut und bis bald
Thomas

Badevergnügen in den Roaring Forties

Sollte sich jemand schon mal die Frage gestellt haben, wie es denn mit der Körperpflege aussieht, wenn man so lange unterwegs ist, dann sage ich nur: eingeschränkt sieht die Körperpflege aus. Süsswasser wird dafür jedenfalls nicht verschwendet, weshalb nur Salzwasser in Frage kommt. Und da die Wassertemperatur inzwischen bei 10 Grad angekommen ist, naja, dann geht halt schon mal die ein oder andere Woche ins Land (oder an Bord), bevor wieder Waschtag ist. So ein Tag war gestern! Bei strahlendem Sonnenschein brauche ich lediglich eine halbe Stunde, um mich auf die bevorstehende Waschaktion mental vorzubereiten. Aber da sich Jürgen schon diesem Vergnügen hingegeben hatte, kann ich eigentlich nicht anders. Also: aus den Klamotten raus, auf der Badeplattform im Heck einen sicheren Stand suchen (dabei stellt sich schon das erste Bibbern ein), mit dem Eimer Wasser einholen, und zuerst mal über den Kopf ohne sich sonst nass zu machen. Dann Shampoo auf die Haare und schnell rubbeln. Dann erneut einen Kübel Wasser und ausspülen. Jetzt wird es spannend. Wieder Wasser einholen, Luft anhalten und erst mal den Rumpf ab Bauchnabel mit dem Wasser überschütten. Es entweicht dabei durchaus der ein oder andere Schrei. Schnell mit Duschgel waschen, dann wieder Wasser zum spülen. Jetzt kommt der Oberkörper dran. UUuuaaaahhhhh, ist das kalt! Aber wir sind ja harte Männer und stecken das weg. Noch zwei- dreimal schütte ich Wasser über mich und weil es so schön kalt ist, gleich noch mal ein Eimer. Leider geht ein ziemlich kalter Wind, weshalb es auch an der Luft nicht wirklich angenehm ist. Aber gegenüber der Wassertemperatur ist das trotzdem besser. Abtrocknen und beide Männer strahlen danach wieder wie frisch geboren. Ist das Leben in den südlichen Breiten doch schön! Der nächste Waschtag wird erst wieder in Valdivia sein, das ist klar..

Bis bald und liebe Grüße
Thomas

Samstag, 5. Dezember 2009

noch 1350 Meilen

Hallo Zusammen,

In den Archiven der Germanistik der Pazifischen Universität von Ozeanien habe ich ein Gedicht ausgegraben, das ich Euch nicht vorenthalten will:

Der Traum

Wo die Sonne durchs Ozonloch schaut,
der Ozean in weiter Stille blaut,
der Tag sich vor dem Morgen graut
kriecht Kälte zwischen Hemd und Haut.

Dann

Gleiten wie Reiten durch endlose Weiten,
Spüren, berühren, die Seele verführen,
Lauschen berauschen mit Niemandem tauschen,
Singen von Dingen, die innen erklingen..

Wenn Seglers Traum vom Schlaf erwacht,
vom Zwischenreich berührt noch sacht,
zum Reffen raus noch eh´s gedacht,
zeigt Rasmus wieder seine Macht

Jürgen von Egon

Freitag, 4. Dezember 2009

Wasserprobleme

Anfrage von Mechthild an die pazifische Universität:

"Wassersack"

Fünfzig Liter Meerwasser wiegen 51 Kilogramm. Man gießt fünfzig
Liter in einen Plastiksack, bindet ihn zu, ohne dass Luftblasen entstehen,
und hängt ihn an einem Seil ins Meer. Ist er völlig eingetaucht, mit wieviel
Kraft muss man dann am Seil ziehen, damit er nicht versinkt? Auswahl:
a) null Newton,
b) zweihundertfünfzig Newton,
c) fünfhundert Newton,
d) 1000 Newton,
e)man muss ihn runterdrücken, weil er nach oben steigt. Na, was
meint ihr? Dann denkt mal schön. Bis dann, Mechthild.

Hallo Mechthild,

Wir haben die Frage natürlich sofort an die Experimental-Physik-Abteilung der Pazifischen Universität von Ozeanien weitergereicht.
Folgende Ergebnisse liegen vor:
1. Beim Befüllen eines Müllsacks mit 50 l Meerwasser ergeben sich unlösbare Probleme, aber nasse Füße: Bei 48 l platzt der Müllsack regelmäßig. Nach drei Versuchen mußte das Expeiment abgebrochen werden.
2.Wiederholung des Experimentes mit 5 l Meerwasser:
Die Ergebnisse sind nicht eindeutig.
Selbst bei pazifischer Flaute im Stillen Ozean hat das Experimentalschiff noch den Sack hinterhergezogen, mit unterschiedlichsten Kräften an dem Dynamometer, bei 6 Knoten Geschwindigkeit ist schließlich die Schnur gerissen.
Dann hat die Experimentalphysik das Problem an die Theoretische Physik weitergegeben.
Dort kam man zu folgenden Ergebnissen:
Es hängt davon ab.
Vom spezifischen Gewicht des Sackes (Plastik oder Gummi)
Vom Spezifischen Gewicht der Schnur ( Nylon oder Polypropylen)
Ausgehend davon, daß die Summe des Auftriebs von Gummisack und Polypropylenschnur-Knoten 1,02 sei, würde das ganze im Wasser schweben,
Mit Gummisack und Nylonseil würde ein ganz leichter Zug am Seil nötig sein, mit Plastiksack und Polyplropylenseil müßte man den Beutel mit Gewalt versenken.
Alles gilt natürlich nur für den unwahrscheinlichen Fall, daß die Wassertemperatur im Wassersack exat so tief ist wie im Pazifik.

Ich hoffe, Dir damit erschöpfend gedient zu haben,

M.f.G.

Dr. rer nat. Egon von der pazifischen Universität von Ozeanien

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Nachtrag zur Plattfußforschung

Hallo Zusammen,

Ich danke für alle wissenschaftlichen Beiträge zur Schnupfen- und Plattfußforschung an der Pazifischen Universität von Ozeanien.
Allerdings muß ich beschämt einen methodischen Fehler eingestehen:
Intensive Beobachtung von Thomas´ Füßen beim Abwaschen hat gezeigt, daß der rechte Fuß mitnichten statisch belastet wird, vielmehr hat die unglückliche Lage der Seewasser-Fußpumpe dazu geführt, daß der rechte Fuß während der ganzen Abwaschstunden fast permanent auf dem Pumpen -Pedal rumtritt..peinlich, peinlich.. So erklären sich vielleicht die ersten überraschenden Zwischenergebnisse.

Tiefzerknirscht
Dr. Jürgen Brenner

Montag, 30. November 2009

Bergfest und erster Advent

Hallo Zusammen,

Hier mal für alle Nicht-Hochseesegler eine Beschreibung eines typischen Festtages auf See.

1200 UTC (4 Uhr Ortszeit)
Der Tag dämmert, Thomas weckt mich, meine Schicht beginnt.
Schräglage 20 Grad, der Wind säuselt im Rigg, die Wellen rauschen vorbei, ohne aufzustehen registriere ich "alles wie gehabt", was Thomas bestätigt.
Ich bleibe liegen und träume

1500 UTC (7 Uhr)
Ich stehe auf, hangele mich zum WC wo ich mich mit dem Kopf an der Wand abstütze um nicht herunterzurutschen.
Zähneputzen, für weitere Waschungen ist es zu kalt. (Luft 13, Wasser 13). Anziehen entfällt, denn ich trage schon Unterhose, lange Unterhose, Cordhose, Socken, T-Shirt, Fleecejacke, Fleecepulli.
Die Sonne scheint. Der Wind hat nachgelassen auf 4 Bft. Ich reffe die Genua ein wenig aus, bis zur Hälfte, das Groß ist seit Tagen im 2. Reff (Egon Rilke).Ich kann 5 Grad abfallen, was uns fast einen Knoten schneller macht. Egon (die Windsteueranlage) steuert problemlos)
Ich koche eine große Kanne Jasmintee
1. Frühstück: Thomas´s Mehrkornbrot, Spiegelei, Nutella
Abfragen der Emails
Lesen im mittelalterlichen Krimi " Das dreizehnte Dorf" .

1800 UTC (10 Uhr)
Logbucheintrag, Thomas´Wache beginnt, die Sonne hat ihn geweckt.

1900 UTC (11 Uhr)
2. Frühstück Obstsalat aus Papaya, Bananen, Apfel und Pampelmuse, für Thomas auch Müsli, Brot, Käse, Spiegelei.
Der Wind hat etwas zugenommen, der Kurs stimmt, die Segel stehen gut, immer noch 20 Grad Lage, etwas gröbere Wellen, die "hacken".
Weiteres Lesen im "Dreizehnten Dorf", Thomas sitzt dick eingemummelt in der Sonne.

0000 UTC (16 Uhr)
Wachwechsel, Logbucheintrag, Egon steuert unverändert Kurs 104
Vergeblicher Versuch, die SY Tramp über Funk zu sprechen, Abrufen von E-Mails und Wetterinfos. Das Wetter bleibt wie es ist, wir müssen weiter hoch am Wind fahren, können aber endlich Kurs Valdivia anliegen).
Ich lese das bescheuerte Ende meines Romans.

0100 UTC (1700 Uhr)
Thomas brüht neuen Tee auf, wir essen Gewürzkuchen.

0200 UTC (18 Uhr)
Der Himmel ist bedeckt.
Bibellesung Hesekiel 1, 3 ff ( ggf. googeln, wenn keine Bibel zur Hand)
Thomas geht sich im Schlafsack aufwärmen.

0400 UTC (20 Uhr)
Die Sonne ist untergegangen.
Ich koche Schokoladenpudding ( Reis, Milchpulver, Kakao, Wasser ).

0500 UTC (21 Uhr)
Ich koche Salzkartoffeln, dazu Coq au Vin aus einem Einmachglas.

0530 UTC (2130 Uhr)
Abendessen. Wegen der Lage verzichten wir auf die Adventskerze. Dazu gibt es zur Feier des Tages eine Dose Bier, die wir in drei Gläser füllen. Rasmus erhält seines mit dem Spruch: Schick endlich achterlicheren Wind, alter Knabe!
Er läßt sich nicht lumpen und dreht den Wind auf Nord, so daß wir mit einem Schrick in den Schoten endlich mal 7 Knoten erreichen.

0630UTC
Thomas kämpft mit Egon und der Segelstellung, Abfallen ist schwerer, als man denkt.
Ich bin Chronist und sende E-Mais, bevor ich mich schlafen lege..

Ihr seht, wie anstrengend Hochseesegeln ist.

Liebe Grüße aus der Südsee von Jürgen und Thomas

Samstag, 28. November 2009

Rilke im Südpazifik

Hallo Zusammen,

Dieser literarische Fund dürfte die Germanisten- und besonders die Linguisten-Welt aufhorchen lassen.
Wie es scheint, hat Rainer Maria Rilke auch den Südpazifik bereist.

Valdivia

Sein Blick ist vom Vorüberzieh´n der Meere
Schon müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob nur tausend Wellen wären,
und hinter Wellen keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte
Zum Mast zum Reffen weil´s so weht
Ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
den Handlauf greift er sicher steht.

Schon bläst der Wind trotz Reff zum Wellenreiten,
der Kurs liegt an, am Bug das Wasser schäumt..
Den Blick nach vorn in endlos weite Weiten
Er weiter von Valdivia träumt

Rainer Maria von Egon