Dienstag, 30. März 2010

Rio Rosario

Hallo Zusammen,

In Colonia gibt es einen ganz versierten Mitarbeiter der Hafenbehörde Hidrografia. Er hilft mir, die festsitzenden Lagerreste der alten Kugellager der Steuersäule zu entfernen und besorgt auch gleich noch neue Lager aus Montevideo, so daß ich schon am nächsten Tag die Steuersäule wieder zusammenbauen kann. Und dann der Vergaser des Außenborders. Er hat bei dem Sturm offensichtlich auch Wasser abbekommen und ist mit dicken Salzkrusten innen und außen belegt. Alle beweglichen Teile sind festgefressen. Mechanische Reinigung, Eimsprühen mit WD 40 und Einlegen über Nacht in Diesel bringen keine Besserung, aber der Hafenmeister bekommt den Vergaser einigermaßen hin, so daß der Außenborder wieder läuft. Die Einstellschrauben für das Gemisch und die Düsen sind aber weiter nicht zu bewegen, so daß wohl doch bald ein neuer Vergaser fällig ist.
Nach einigen Tagen in der Touristenidylle Colonia, wo man übrigens in allen von uns besuchten Restaurants bemerkenswert schlechtes Essen serviert, wollen wir weiter Richtung Juan Lacaze. Aber davor ist zunächst die Prefectura, hier auf einem kleinen Schiffchen im Hafen: Matthias und Maren haben ja abgemustert und sind zurück nach Deutschland geflogen. Ich sage das dem Beamten und der kramt eine Bestimmung hervor, daß man sich offenbar persönlich und mit Pass bei der Prefectura aus der "Rollo" austragen lassen muß. Kurzzeitig ist von einer "Multa", einer Strafe in Höhe von ca. 500 Euro die Rede, nach geduldigem Abwarten und freundlichem Lächeln meinerseits händigt der Beamte mir dann doch die "Rollo" aus, hat aber Maren und Matthias nicht ausgetragen.
In Juan Lacaze müssen wir wieder zur Prefectura, dort wundert man sich über die Rollo mit 4 Besatzungsmitgliedern, trägt aber dann auf dem Stempel ein, daß wir zu zweit sind.
Die ominöse "Rollo" ist übrigens eine Kopie des Papiers, das die argentinische Prefectura angefertigt hat, und auf dessen Rückseite sich die uruguayischen Stempel jetzt häufen.
Juan Lacaze hat einen ganz neugebauten, recht großen Yachthafen, ist aber eher leer, vermutlich wegen der Zellstoff- und Papierfabrik, die in den Hafen stinkt. Das Städtchen ist auch eher heruntergekommen und verschlafen.
So fahren wir weiter zum nahegelegenen Rio Rosario, wo wir ein wahres Paradies finden. In einem Nebenarrm des Flusses, nahe der Mündung tasten wir uns durch flaches Wasser vor zu einer Anlegestelle vor einem kleinen Restaurant "La Muelle" zwischen Trauerweiden, Schilf, Palmen und netten Wirtsleuten, leider ohne Internetanschluß.

Heute abend wollen wir dann weiter Richtung Buceo, dem Yachthafen von Montevideo

Liebe Grüße von Jürgen
www.LeonDeMar-Mitsegeln.de

Sonntag, 21. März 2010

Colonia de Sacramento

Hallo Zusammen,
Wenn man kein Glück hat, kommt meistens noch Pech dazu. Zu dem Ärger mit den Sturmschäden kommt jetzt noch die Steuersäule. Sie hat oben und unten je ein Kugellager und diese Lager sind zerfallen. Man kann die Steuersäule auseinanderschrauben,, aber die Reste der Lager nicht ohne Spezialwerkzeug entfernen. Dummerweise paßt das Ersatzlager, das ich von Deutschland mitgebracht habe, auch nicht. Ich habe also dem hilfsbereiten Hafenmeister alles mitgegeben, morgen will er eine Werkstatt
aufsuchen, dort sollen die alten Lagerreste entfernt werden, ob ich dann passende Lager bekomme, muß ich sehen, notfalls muß ich nach Buenos Aires zurück.
Ja Buenos Aires, eine wahre Großstadt. Als wir abends vor dem Yachtclub ankommen, ist der Eingang mit einer schwimmenden Brücke verschlossen. Aber wir finden einen netten Marinero, der das Tor öffnet und uns zu einer Mooring geleitet. Am nächsten Morgen heißt es einklarieren. Erst Anmeldung im Yachthafen, ganz einfach, und wir sind für eine Woche kostenfrei Gäste des Yacht-Club Argentino. Aber wir müssen noch zu Zoll und Prefectura (Wasserschutzpolizei). Immigration sparen wir uns, da wir schon argentinische Stempel in den Pässen haben. Ich zeige dem Taxifahrer den kopierten Stadtplan, den ich vom Yachtclub erhalten habe mit der Adresse der Aduana (Zoll). Er fährt uns daraufhin zum Hauptzollamt, wo man uns sagt, unsere Zollstelle sei ganz woanders. Also wieder ein Taxi und wir kommen zu einer Zollaußenstelle in der Nähe eines Slumviertels, schwer vergittert, wo uns die nette Zöllnerin nach der Zollbescheinigung von Ushuaia fragt. Die haben wir nicht, sind also illegal im Land..Sie stellt also eine Bescheinigung aus, daß wir erst seit gestern in Argentinien seien, damit müssen wir zur Prefectura.
Ich gebe dem Taxifahrer die Adresse mit Straße und Hausnummer und er fragt sich dann durch. Er fragt nach und nach ungefähr 7 Polizisten nach dem Weg und schließlich halten wir vor einer großen Polizeikaserne. Die Wachhabenden weisen uns einen Block weiter und wir verlassen das Taxi vor einer Omnibus-Waschanlage. Da drinnen sei die Prefectura versichert der Taxifahrer. Aber wir müssen noch gut 500 m in die entgegengesetzte Richtung laufen. Drinnen dann 3 Beamte hinter einem Tresen, die nach einem merkwürdigen Bingo-System Nummern aufrufen und Argentiniern irgendwelche Papiere ausstellen. Nach einer Stunde sind wir dran und erhalten unsere Eireisepapiere. Zur Ausreise müssen wir dann zu allen Behörden nochmal.. So vergeht ein ganzer Tag mit Behördenkram.
Anderentags gehe ich auf die Suche nach einem Schlauchboot. Die Firma ist schnell gefunden und wir sind uns schnell handelseinig und ich bezahle mit Mastercard. Eben soll noch die Rechnung fertiggemacht werden, aber der Chef braucht dazu meinen Pass. Den habe ich nicht dabei, mit dem Personalausweis ist er nicht zufrieden, so warten wir fast 2 Stunden. Schließlich platzt mir der Kragen und ich sage recht lautstark, er solle mir sofort mein Geld wiedergeben, ich würde gar nichts kaufen und wenn er schon unbedingt einen Pass brauche, solle er das vor dem Abbuchen des Rechnungsbertrages sagen... und plötzlich geht alles dann doch recht schnell über die Bühne und ich bin Besitzer eines neuen Schlauchbootes mit hartem Boden..
Zwei Abende verbringen wir mit Christina, einer Verwandten meines Freundes Thomas aus Berlin, eine Nacht in einer Tango-Bar.
Der argentinische Tango wirkt ungemein steif und überhaupt nicht erotisch. Man umklammert seine Partnerin leicht oberhalb der Brust und beide lehnen sich dann etwas nach vorn, so daß Becken und Beine einen gehörigen Abstand haben, wie ein Dreieck. Dann schreitet man gemessenen Schrittes über die Tanzfläche. Man schaut ernst und spricht kein Wort. Nach 4 Tänzen ist kurze Pause und man fordert dann eine andere Partnerin auf. Die Athmosphäre ist ähnlich wie in einer Tanzschule, das Publikum zwischen 35 und 75.
Am Plaza de Mayo demonstrieren nicht nur die Mütter und Großmütter der Verschwundenen zur Zeit der Militärdiktatur, sondern auch 2 Gruppen von Veteranen des Malvinen- oder Falklandkrieges und eine Gruppe Tupmamaros, aber alles wirkt friedlich.
Sonst ist Buenos Aires eine Großstadt mit breiten Alleen mit 6 Fahrspuren in jede Richtung und unwahrscheinlichem Autoverkehr. Manche Ampeln scheinen bindend, andere nur Empfehlungen.
Im alten Hafenviertel hat man die alten Kornspeicher aufwendig renoviert und Restaurants und Edelboutiquen laden die Großstädter zum flanieren ein. Es wirkt ein wenig wie Hamburg, nur größer. Drumrum stehen neue Hochhäuser und es wird fleißig weiter gebaut. Von Wirtschaftskrise keine Spur. Auch im neuen Hafen ist viel los mit Containerschiffen und Kreuzfahrern.
Am 16.3. setzten wir wieder Segel und landen nach einer angenehmen Überfahrt über den Rio La Plata, gelbes Wasser mit viel schwimmendem Grünzeug und Bäumen, teils schwimmenden 10 qm Wiesenstücken, in Colonia de Sacramento, Uruguay, einer verschlafenen Touristenstadt aus dem 18.- 19. Jahrhundert, alles alt und teils renoviert, Weltkulturerbe und beliebtes Wochenendziel für Argentinier.
Mangels Segelwind bleiben wir zunächst hier und nachdem Maren und Matthias wieder nach Hause mußten, haben Rudi und ich Zeit, die fälligen Reparaturen zu erledigen.

Viele Grüße von der Leon De Mar aus La Colonia von

Jürgen

Donnerstag, 4. März 2010

nach dem Sturm

Hallo Zusammen,

Die Zeit vergeht wie im Flug. Jetzt ist schon der 4. März und wir sind seit
4 Tagen in Mar del Plata.
Rudis Rücken ist zwar blau, jetzt schon mit einem leichten Stich ins gelbe,
es sieht aus wie nach 10 Hieben mit der neunschwänzigen Katze, innen ist
aber alles heil geblieben. Nur Prellungen also. Er läuft auch schon wieder
wie vorher.
Renate und ich haben leichte Rippenprellungen erlitten, nicht der Rede wert.
Das Schiff ist bereits wieder einsatzfertig. Der Autopilot geht wieder, es
war ein Draht an einer Verbindungsstelle gerissen.
Ein neues Beiboot gibt es hier nicht, so haben wir neue Bodenbretter für das
alte kleine Dingi besorgt, mit dem wir dann zunächst auskommen müssen.
Die Argentinier sind unwahrscheinlich hilfsbereit und wir haben das Glück,
Maria kennengelernt zu haben, eine Freundin meines Freundes Thomas aus
Berlin, die uns hier mit ihrem Auto rumfährt. Sie kennt hier Gott und die
Welt und hat uns geholfen, alles mögliche zu besorgen.
Heute Abend sind wir bei ihr zum Asado eingeladen.
Wir werden hier in Mar del Plata bis Sonntag oder so bleiben und erwarten
Sa. auch die neuen Crewmitglieder hier im Yacht Club Argentino.
Hier ist es warm, aber es gibt zur Zeit Schauer wie lange nicht mehr, der
Klimawandel auch hier...

Viele Grüße aus Argentinien von

Jürgen