Montag, 20. August 2018

Törn Skandinavien Rund


 Skandinavien Rund


 Teilstrecke durch Rußland

 
Auf den Bildern ist unser Weg dargestellt. Viele Stationen und Strecken habe ich im Blog beschrieben. Nun ist es Zeit für ein Facit.
Eine Reise mit unglaublichen und unerwarteten Eindrücken durch ein teils hochmodernes Land, teils aber noch im 19.Jahrhundert stehengeblieben. Überall waren wir willkommen, herzlich begrüßt, nie sind wir auf Abneigung gestoßen.
Marinas gibt es praktisch nirgendwo, aber ankern oder festmachen kann man überall, oft auf gewöhnungsbedürftige Art.
Statt täglich zu duschen muß man dann evtl. im See baden.

Für Reisen nach Rußland braucht man ein Visum. Ein normales Touristenvisum wird nur für 30 Tage ausgestellt, aber es gibt die Möglichkeit, ein Visum für fast beliebig lange Zeit zu bekommen, wenn man ein "humanitäres" Visum oder ein Geschäftsvisum beantragt. Man kann und muß schon bei der Antragstellung eine oder 2 oder mehr Einreisen anfordern. Mehrere Einreisen sind z.B. notwendig, wenn man über Königsberg fahren möchte. Für dieses Visum braucht man eine Einladung. Die haben wir problemlos über unseren Agenten in Rußland bekommen, der sich in rührender Weise um uns gekümmert hat.

Vladimir Ivankiv   vladimir@sailrussia.spb.ru
Mob. +7 921 932 58 31 


Mit dieser Einladung kann man sich an eine Visumstelle in Deutschland wenden, ich habe das Visum von VFS Global http://www.vfsglobal.com/Russia/Germany/   problemlos bekommen. Neben der Einladung muß man ein Paßbild, einen Einkommensnachweis und eine Krankenversicherungsbestätigung vorlegen und möglicherweise den Törnplan.


In Rußland hat Vladimir Ivankiv alle Behördenformalitäten für uns gemanagt. Er mußte wohl jeweils mit den Schleusen- und Brücken-Mannschaften telefonieren, uns einen Lotsen und die Genehmigung für die Nachtfahrt durch Petersburg besorgen und hat uns auch während der Weiterfahrt immer telefonisch begleitet.

Für diesen Service haben wir 500,- Euro bezahlt, für die Einladung pro Person 50,-, für die Durchfahrt durch St. Petersburg 360,- und für die Schleusen und Kanäle 100,-. Ich glaube nicht, daß man das alles ohne Agent hinkriegt.


Weitere Bedingung für die Durchfahrt durch russische Binnengewässer ist, daß ein russisch sprechender Mitsegler an Bord ist. Notwendig ist ein spezielles Funkgerät für die russischen Binnenfrequenzen. Auf den Flüssen muß man sich an bestimmten Punkten melden, mit den Brücken und Schleusen kommunizieren und auch mit entgegenkommenden Schiffen oder Überholern wird gern gequatscht. Für die Flüsse, und Kanäle braucht man die russischen Papierkarten Neva, Swir und Belomor-Kanal. Die Navionics-Karten "Europa" auf dem Tablet sind auch gut geeignet, aber die russischen Angaben für Meldepunkte und Funkfrequenzen finden sich darauf nicht. Für das weiße Meer gibt es bisher keine Navionics-Karte, aber für ein wenig mehr Geld die Karte von ISailor - auch als App fürs Tablet. Norwegen ist hingegen gut abgedeckt mit der Navionics-App. Auch die russische Übersichtskarte (Papier) Weißes Meer-Nordkap braucht man wohl, da darauf bestimmte Meldepunkte angegeben sind. Karten und Funkgerät kann man über Vladimir bekommen.


Einklarieren und Ausklarieren:
Ob man aus der EU ausklarieren muß, konnte ich nicht wirklich in Erfahrung bringen. In Tallinn haben wir keine Behörde dafür gefunden. Deshalb haben wir Haapasaari in Finnland angelaufen, einen winzigen Grenzort, wo man uns einen Stempel auf die Crewliste gemacht hat, für das Schiff wurde nichts an Formularen ausgefüllt, einen Stempel in den Paß haben wir nur auf ausdrücklichen Wunsch erhalten.

Beim Einlaufen in russische Gewässer soll man sich über Funk melden. Uns hat man nicht gehört, aber schließlich angesprochen, wohl weil wir über AIS beobachtet worden waren. Weitere Gespräche über Funk waren dann nicht möglich, da bei der Immigationsstelle auf der Insel Kronstadt niemand englisch sprechen konnte. Unsere Versuche, Funkkontakt aufzunehmen, wurden zunächst auf russisch beantwortet und als ich darum gebeten habe, englisch zu sprechen, hat ein russisches Kriegsschiff die Behörde in Kronstadt aufgefordert, englisch zu sprechen, die haben sich aber nicht mehr gemeldet. Wir sind dann zum Einklarieren an den Steg in Kronstadt gefahren und dort war alles dann völlig unkompliziert und in 1 Stunde erledigt incl. Drogenhund.
Vor dem Verlassen des Belomor-Kanals muß man den Hafenmeister in Belomorsk aufsuchen, aber erst in Archangelsk haben wir ausklariert. Die Behördenvertreter haben sich alle pünktlich am Ausklarierungskai eingefunden und alles war wieder schnell erledigt. Die Crewliste haben sie einbehalten.
In Vardö haben wir niemanden gefunden zum Einklarieren nach Norwegen, in Tromsö waren wir bei der Polizei "Immigration", die haben aber auch nicht gewußt, was sie mit uns machen sollten. Den Zoll in Norwegen habe ich angerufen und wurde gebeten, eine E-Mail zu schreiben, danach habe ich nichts mehr gehört.
Wer mehr wissen möchte, kann mir schreiben : juergen.brenner(ätt)freenet.de











Sonntag, 19. August 2018

Angekommen

Der Steg schwankt noch etwas



19.8.17
Am Freitag d. 17.8. soll Nordwestwind kommen und die Tide ist günstig,
so daß wir Helgoland erst um 10.00 Uhr verlassen müsssen. Genug Zeit
also für ein feuchtfröhliches Abendessen mit unseren Nachbarn in
Helgoland, die bei uns längsseits liegen. Der Wind schwächelt aber im
Lauf des Tages und als die Geschwindigkeit unseres Kahns auf unter 2.5
Knoten fällt, muß doch der Dieselwind helfen. Nach über 5000 Meilen ist
der Törn rund Skandinavien vollendet, d.h. nicht ganz rund
Skandinavien, da wir Spitzbergen und die Bäreninsel ausgelassen haben.
Um 16.00 passieren wir die letzte Schleuse unseres Törns und binden um
16.30  Leon de Mar in unserem Club WSV Hooksiel fest.
Die Eindrücke müssen sich nun erst mal setzen, bald berichte ich mehr.

Mittwoch, 15. August 2018

Wieder in Helgoland

Windpark mit Bewacher

15.8.18
Von Ringköbing fahren wir mit gutem Segelwind los, relativ gutem, wir
müssen um Horns Rev anzuliegen hoch am Wind fahren. Nach einigen Meilen
sehen wir aber, daß auf dem direkten Weg zur Tonne Horns Rev offenbar
Windmühlen stehen, so kommt Plan B zum Einsatz, in Küstennähe zu fahren,
zunächst Richtung Esbjerg. Auch dabei kommen wir an Windparks ohne Ende
vorbei, teils bewacht wie hier in Dänemark, nachts mit roten
Blinklichtern befeuert, an denen wir Meile für Meile vorbeifahren. Es
ist schon eindrucksvoll, wenn 300 oder mehr rote Blinklichter grüßen,
zum Glück alle synchron, nicht so ungeordnet wie ein Ostfriesland. Viele
Meilen nördlich von Helgoland erstrecken sich weitere Windparks, die man
nur schwer queren kann, zwischen den einzelnen Abschnitten gibt es wohl
passierbare Traversen. Geschätzt sind wir an mehr als 1000 Anlahgen
vorbeigefahren.. Gut für die Umwelt, miserabel für die Segler..
Nach wechselnden Winden mit Schauerböen in der Nacht erwartet uns in
Helgoland schließlich der deutsche Sommer, für den wir kaum geeignete
leichte Kleidung haben.
Bald geht es auf den letzten Schlag nach Hooksiel

Montag, 13. August 2018

Nach Ringköbing

Sonnenuntergang vor der dänischen Küste

13.8.18
Nach 4 Monaten haben wir endlich den Wind von achtern. Mal mit der
vollen Genua, mal auf ein Drittel gerefft schaukeln wir mit 6 bis 7
Knoten durch die Dünung, die sich auch mal zu 3 m Wellen aufbaut wenn
der Wind auf 30 Knoten zulegt.  Dazu scheint die Sonne tags und nachts
wird es richtig dunkel - das kennen wir seit Monaten nicht mehr - ohne
Mondschein. Der Sonnenuntergang sieht wie gemalt aus und erinnert an
Nolde, der ja in dieser Gegend aufs Meer geschaut hat. Etwas später als
vorausberechnet laufen wir am 12.8. Hvide  Sande an und müssen bis 11.30
auf die Schleuse warten, die uns in den Ringköbing-Fjord leitet. Hier
sind wir wieder froh über unser Hub-Schwert, denn die Wassertiefe ist
teils nur 2,20 m . Über einen schmalen Tonnenstrich erreichen wir
Ringköbing. Nach einem langen Schlaf wagen wir einen Sonntagsspaziergang
im Regen, der auf ausgedörrte Wiesen fällt. Ringköbing erinnert mich an
Esens, nur daß an der Hafeneinfahrt die Vestas-Windturbinenfabrik mit
ihrem modern wirkenden Fabrikgebäuden liegt. Die großen Gondeln der
Windanlagen liegen am Kai, ich weiß aber nicht, wie die hier
wegtransportiert werden, denn größere Schiffe können hier nicht landen.
Hier warten wir bis morgen, dann soll der Regen aufhören und ein
Nordwestwind soll uns nach Helgoland bringen.

Donnerstag, 9. August 2018

Tampen im Propeller








Tobias unser Held


So langsam arbeiten wir uns nach Süden vor. Der Wetterbericht sagt für
Freitag d.10.8. Nordwestwind vorher, der uns endlich über die Nordsee
bringen soll. Leider soll nach 2 Tagen dann schon wieder Südwind kommen,
so daß wir esin keinem Fall nach Helgoland schaffen. Als nächster Stop
ist zunächst Tyborön ins Auge gefaßt. Wir haben in Bergen also nur Zeit
für einen Abendspaziergang und sind ab 7 Uhr schon wieder unterwegs nach
Haugesund. Die Fjorde werden immer lieblicher, dichter besiedelt und wir
passieren Chemiewerke und eine große Werft, wo Ölplattformen hergestellt
werden. Beim Einlaufen in den Hafen von Haugesund schleppen wir einen
grünen Tampen mit, der beim Versuch ihn zu bergen sich um den Propeller
wickelt. Mit Schleichfahrt machen wir an einem Steg fest, der
offensichtlich privat ist und hoffen, nachts nicht gestört zu werden.
Der Eigner des Platzes ist aber wohl länger unterwegs, so daß wir nach
12 Stunden Motorfahrt - teils durch Schauerböen mit 20 m Sicht und dabei
regem Fähr- und anderem Verkehr und einem reichhaltigen Abendessen mit
Kartoffeln, Gemüse-Hackfleischsoße und als Nachtisch Buchweizenpudding -
in einen langen Schlaf fallen. Heute Morgen zieht sich Tobias Norberts
Neoprenanzug an und taucht mit seinem Messer. Der grüne Tampen muß dran
glauben, aber auch die Hand an der Kleinfingerseite bekommt einen
Schnitt. ( Wenn Rasmus Blut mag, müßte der Wind bis Helgoland reichen ).
Jedenfalls wollen wir die gute Tat noch ausgiebig feiern.

Sonntag, 5. August 2018

Schlemmen bei Nieselregen

5.8.18

Trübe Stimmung bei trübem Wetter- wir sind einen Tag in Malöy geblieben,
Lesetag ohne irgendeine Aktivität außer:  Norbert überrascht mit
Vanillepudding fürstlich dekoriert.
Am 5.8. fahren wir weiter mit Westwind laut Vorhersage. Der ist aber so
heftig mit Schauerböen, daß wir nicht wie geplant auf den freien
Atlantik fahren sondern weiter durch die Fjorde, grandiose Ausblicke
anspruchsvolle Navigation bei wechselnden Winden, Regen, Nebel,
zwischendurch ein Regenbogen.
Wir legen schließlich in Askvoll an, idyllisches Dörfchen am Granesund.
Und wieder überrascht Norbert mit Kartoffelsalat und sebstgemachter
Mayonaise..

Freitag, 3. August 2018

Stadlandet, das gefährlichste (?) Kap der Welt

Svinöy

Stadlandet

Petroglyph Wikingerschiff ?

3.8.18

Früh am Morgen des 2.8. fahren wir los von Kristiansund Richtung
Alesund, wieder ohne nennenswerten Wind, den aber von vorn. Um 8 Uhr
abends erreichen wir die für ihre Jugendstilhäuser berühmte Stadt und
fallen nach kurzem Stadtbummel und üppigem Abendessen - Norbert hat
Entrecote, innen rosa (!), Blumenkohl unnd Salzkartoffeln gezaubert - in
die Kojen. Früh um 7 geht es gleich weiter um das gefürchtete Kap
Stadlandet, die westlichste Spitze Norwegens. Hier sollen mehr als 50
Schiffe auf Grund liegen. Vorher passieren wir die aus Wetterberichten
zumindet älteren Seeleuten bekannte Insel Svinöy, ein kleiner Felsen
ohne Hafen, aber anscheinend immer noch bewohnt, neben dem Leuchtturm
stehen 3 schmucke weiße Häuser. Ob der Wetterfrosch dort immer noch
Dienst tut?  Später runden wir das Kap Stadlandet, das sich teils in den
Wolken verbirgt. Näher am Felsen dann eine Formation wie ein
Wikinger-Schiff-Petroglyph. Wieder kein Wind von vorn, heute aber mit
Nieselregen. Um 19 Uhr heißt es dann Leinen fest in Malöy. Hier ist
Fischfestival angesagt, vermutlich mit Musik bis zum Morgengrauen.
Morgen geht es weiter Richtung Süden, vielleicht endlich mal mit Nordwind..

Mittwoch, 1. August 2018

Kristiansund

wollte nicht verkaufen ??

Kristiansund

Bautastein

1.8.18

Kristiansund ist eine kleine Stadt, einerseits geprägt durch die
Ölindustrie - hier ist die Versorgungsstation für die nördlichen
Ölplattformen -, andererseits durch Fischerei und Tourismus.
1808 kam es zur Schlacht um Kristiansund.  Die Engländer mal wieder. In
den Wirren der napoleonischen Kriege wollten sie Kristiansund und seine
Handelsflotte einnehmen und schickten 2 Fregatten. Die wurden aber von
den norwegischen Kanonen zurückgeschlagen, die Kanonen waren auf einer
Art Floß gestanden und wurden mit Ruderbooten in den Fjord gezogen und
beschädigten die englischen Schiffe so schwer, daß sie abziehen mußten.
1908 wurde zum Gedenken an die Schlacht vor 100 Jahren der 11 m hohe
Bautastein aufgerichtet und mit Salutschüssen eingeweiht, die
Salutkanonen stehen jetzt noch da, die Aussicht auf Kristiansund ist
phantastisch.
Morgen wollen wir weiter nach Alesund.

Dienstag, 31. Juli 2018

Tromsoe - Kristiansund

634 Meilen Tromsoe-Kristiansund

Norwegen


31.07.18
Gestern kamen wir ziemlich erschöpft in Kristiansund an. Ihr habt es
vielleicht auf Mainetraffic.com beobachtet. 634 Meilen gesegelt und
motort, trotz Wind aus der richtigen Richtung mußte der Diesel oft ran,
weil der achterliche bis raume Wind zu schwach war um uns mit mehr als 3
Knoten weiterzubringen und da hört dann schon mal bei dem einen oder
anderen Mitsegler die Geduld auf. Wir hatten aber auch Phasen von
stärkerem Wind, leider von schräg vorn mit 6 Knoten Fahrt mit der auf
1/3 gerefften Genua.
Anflüge von Seekrankheit bei der Crew trübten den Spaß am Segeln etwas. Am Ende wollte Dani 
schnell zurück nach Österreich um ihre Bronchitis zu kurieren und hat von hier den nächsten
Flug nach Hause genommen. Sie wird mir fehlen, da sie ihre Aufgaben als Wache incl. Navigation  souverän gemeistert hat. Daß man bei längeren Schlägen im Rhythmus 4
Std. Wache, 8 Std. Ruhe mehrere Tage durchhalten muß, ist für die Crew wohl
theoretisch besser zu verstehen, als praktisch..
Na ja, wir sind ganz schön weit Richtung Heimat gekommen und werden nun
wohl nur noch kürzere Schläge machen..
Aus dem Rausch mit den letzten russischen Getränken mit klarem Kopf
erwacht grüßt Skipper Jürgen

Samstag, 28. Juli 2018

Dorsch

Tobias mit seinem bisher größten Fisch

Nachtrag zum Mitternachtsangeln..

Freitag, 27. Juli 2018

Mondfinsternis bei den Lofoten

Endlich Segelwind von achtern, zwar schwach, aber wir segeln mit 5,
später 3 Knoten den Vestfjorden hinunter, rechts die grandiosen Gipfel
der Lofoten, links die Berge des Festlandes. Aber nach gut 50 Meilen
schläft der Wind wieder ein und der Vollmond geht über den Bergen auf,
als Sichel. Die Sonne ist gerade untergegangen, das Wasser glatt und
spiegelnd. Während wir zur ausgeguckten Mitternachtsangel-Stelle fahren
und die abnehmende Mondfinsternis beobachten,  zieht Tobias beim ersten
Versuch einen kapitalen Dorsch von 6 kg aus dem Wasser. Morgen gibt es
also wieder frischen Fisch.
Mehr Wind und zwar von Osten ist auch vorausgesagt für die nächsten Tage...

Donnerstag, 26. Juli 2018

Kulinarisch durch die Nord-Fjorde

Fjordlandschaft
Der zufriedene Koch mit seiner Creation


Nach 3 Tagen Tromsoe kommt langsam Frust auf, schließlich ist ein Boot
zum Segeln oder zumindest zum Motoren bestimmt. Tromsoe ist eine schöne
Stadt voller Touristen. Täglich kommen außer der Hurtigrute 2 große
Kreuzfahrtschiffe. Außerdem gibt es viele wirklich große Hotels. Wir
liegen mitten im Zentrum, die städt. Marina bietet aber keine Toiletten
und auch keine Duschen. Im Clarion-Hotel direkt am Steg können wir aber
für ca. 15 Euro die Sauna benutzen, beliebig lang. Nach dem Besuch des
Arktis-Museums und der Sauna sind wir aber zu müde und schlapp um noch
das Mitternachts-Konzert in der neuen "Kathedrale der Arktis" zu genießen.
Der Wetterbericht sagt Schwachwind voraus, für den 27. aber Ostwind. So
fahren wir los und motoren zunächst im Regen, später wieder bei
Sonnenschein durch die grandiose Fjordlandschaft.
Petrus beschert uns viele nicht ganz so große Dorsche, die wir aber gar
nicht zubereiten können, da Norbert eine sehr aufwendige
Kartoffelsalatkreation auftischt. So wandern die Fische erst mal in den
Kühlschrank.
Heute werden wir die Gegend der Lofoten erreichen und dann hoffentlich
s-e-g-e-l-n.

Montag, 23. Juli 2018

Tromsoe erreicht

Papageientaucher

Im Groetsundet

Mitternachtssonne

Marina Tromsoe bei Nacht



Wir erreichen Tromsoe am 23.7. um 0145 MEZ. Vom Nordkap bis hier her
fast nur Nebel, zunächst der gewünschte achterliche Wind, bis 8 Bft, der
aber langsam einschläft, so daß wir wieder dieseln. Ein Wal schwimmt 50
m neben uns, dann zahlreiche Papageientaucher. Am Eingang zum
Groetsundet halten wir kurz an und fangen einen Dorsch, einen
unbekannten gleichgroßen und einen kleinen Rotbarsch, ausgenommen,
gehäutet und ohne Kopf und Schwanz ca 2 kg, genug für drei hungrige
Seeleute. Da bleibt der Rest Linsensuppe von gestern im Topf. Im
Groetsundet überholt uns ein Hurtigruten-Boot, bei absoluter Windstille
machen wir in der Marina Tromsoe fest. Duschen gibt es nur im nahen
Hotel für 15 Euro.. Norwegen eben.

Wir haben noch nicht einklariert - ist das überhaupt notwendig? Ich rufe
beim Zoll an. Soll eine E-Mail mit den Bootsdaten senden. Wir fragen bei
der örtlichen Polizei - Immigration - nach, dort erhalten wir - erst
nach Befragung einiger Vorgesetzter - die Auskunft, ein Stempel im Paß
sei nicht notwendig für EU-Bürger, damit alles erledigt..

Samstag, 21. Juli 2018

Nordkap

Norwegen im Dunst

Nordkap

Nordkap

21.07.18 1515 MEZ


Wir passieren das Nordkap in 3 Meilen Entfernung. Der nördlichste Punkt
unserer Reise, ab jetzt geht es zurück... Der Wind ist achterlich und
zwar so, daß wir ohne Halse nicht näher herankommen. So bleibt das
Radarbild. Gestern war es zwischendurch ein wenig klarer, so daß machmal
Küstenkonturen zu sehen waren, Felsen mit einzelnen Schnee-Nestern.
In Vardö haben wir alle Tanks randvoll gefüllt mit Wasser und Diesel.
Der ist leider für uns nicht mehr steuerfrei.  In Vardö zugestiegen ist
am 19.7. Tobias, der uns bis Hooksiel begleiten wird. Leider kam er ohne
seinen Seesack an, was unsere Abfahrt um einen Tag verzögert hat. Nach
vielen Telefonaten wird das Gepäck aber am 20.7. um 13 Uhr ans Schiff
gebracht und wir fahren auch gleich los bei strahlendem Sonnenschein und
wenig Wind, also wieder Diesel-Time. Gegen Abend wird es immer nebeliger
bis schließlich die Sichtweite nur noch 40 m beträgt. Und dabei zeigt
das AIS ganz viele Objekte in der Nähe, die auf dem Radar nicht zu sehen
sind. Es sind Fisch-Fang-Bojen, die mit der Strömung treiben und mit dem
AIS- System von den Fischern wiedergefunden werden. Auch die zugehörigen
kleinen Boote sind auf dem Radar erst in weniger als 2 Meilen Entfernung
zu sehen, so daß die Radarwache richtig gefordert ist. Gegen Morgen
frischt der Wind auf und die Sicht wird besser, wir können den Motor
ausschalten und segeln, die Sonne schafft es aber nicht bis zu uns.

noch ca.180 Meilen bis Tromsö

Donnerstag, 19. Juli 2018

Angekommen in Vardö

Russischer Fischer "Rubin"

Norwegischer Fischer

Mitternachtssonne

Ankunft Vardö

Radardom - Nato-Spionage

19.7.18

Wir haben uns ein Wetterfenster mit leichteren Winden gesucht, aber
trozdem ist bis zum und erst recht im Flaschenhals des Weißen Meeres 
der Wind mehr oder weniger stark von vorn. Erst in der Barents-See
finden wir Segelwind, der aber meist zu schwach ist und wenn wir dann
2,5 Knoten segeln und die Tide uns 2,5 Knoten zurücksetzt, finde ich bei
meiner Crew keine Begeisterung fürs Segeln. So müssen wir halt viel
Diesel verbrauchen, ungefähr 220 Liter. Unterbrochen wird die Einsamkeit
auf See hin und wieder von Fischern, die recht nah kommen- neugierig?
Ein Russe und ein Norweger. Am Horizont ziehen wenige Frachter vorbei
und teils werden wir von russicher Küstenwache aus 6 Meilen Entfernung
beobachtet. Am Punkt C, den wir zuletzt anlaufen sollen um uns definitiv
aus Rußland zu verabschieden, haben wir keinen Funkkontakt mit den
russischen Behörden -zugegebenermaßen auch 8 Meilen weiter auf See als
wir sollten- und melden uns per E-Mail ab. Bislang kein Protest. Die
Nächte sind nicht übermäßig kalt, machmal aber nebelig und tags herrscht auch auf hoher See
Hochsommer. Schließlich sehen wir schon von Weitem die Nato-Radaranlagen
auf Vardö, wo wir am 18.7. um 0530 festmachen.

Freitag, 13. Juli 2018

Ausklariert

Museum der Geschichte des Nordmeeres
Fußgängerzone
Zoll und andere Behörden


Archangelsk überrascht wieder mit Hochsommer-Temperaturen, einer
gepflegten Fußgängerzone mit alten Holzhäusern, umgeben von lauter
Hochhäusern, teils hypermodern, teils Plattenbauartig verkommen. Sergej,
unser Agent(?) kann uns nicht verabschieden, er leidet noch an den
Folgen des Banja-Abends. Nach vielen Telefonaten sollen wir am Abend vor
der Ausklarierung am Zollpier festmachen, die Offiziellen wollen dann
morgens um 9 kommen. Der Zollpier erweist sich als verfallene
Holzkonstruktion mit vielen rostigen Eisenteilen notdürftig
zusammengehalten. Hier können wir gar nicht die Nacht verbringen ohne
schwere Schäden am Schiff durch Tide und Wellenschlag zu riskieren, also
fahren wir zurück zu unserem Liegeplatz. Direkt gegenüber liegt ein
Restaurantschiff, von dem wir auch Frischwasser bekommen haben. Dort
verwandeln wir die Reste der Bordkasse in ein fürstliches Abendessen mit
5 Gängen. Heute um 9 sind wir dann pünktlich am Zollpier. Die Polizei
FSB, zuständig für die Passkontrolle, war von der Hafenbehörde auch
bestellt worden, die E-Mail ist jedoch nicht angekommen, so daß wir uns
nochmal perE-Mail beim FSB anmelden mußten, wir haben das zweisprachig
gemacht:

Dear Oberst Nikolaew Igor Wladimirowich,

We will be at 0900 13. 07. 18 at pier 46 to get our clearance, coming
from pier 110.

Best regards,

Juergen Brenner

SY Leon de Mar


Начальнику КПП города Архангельск
П.У.ФСБ России
по Западному Арктическому Району
подполковнику Николаеву Игорю Владимировичу

яхта Leon de Mar с экипажем из трёх человек подойдёт утром 13 июля 2018
в 09:00 по московскому времени от 110 к 46 причалу города Архангельск
для прохождения пограничного и таможенного контроля.

Пожалуйста по возможности подтвердите приём данного запроса.

С Уважением
Капитан
Юрген Бреннер

Und dann waren alle Behördenvertreter pünktlich und höflich an Bord und
haben alles ganz schnell erledigt. Nun fahren wir hinaus aufs weiße Meer
und hoffen in 5 bis 6 Tagen Vardö zu erreichen. Der Wetterbericht
verspricht zunächst schwachen Wind von vorn..

Mittwoch, 11. Juli 2018

Die russische Seele in Archangelsk

Holzfloß, Strand

Sergej

Strand im Zentrum

Sauna

11.07.

Am Sonntag Abend um 18 Uhr  ist das Wetter zunächst günstig, wir lichten
den Anker und fahren Richtung Archangelsk. Wie bisher leider allzu oft
ist der Wind von vorn, so daß wir zunächst ein ganzes Stück nach Norden
kreuzen müssen, um schließlich die Ansteuerung von Archangelsk anliegen
zu können. Die Windrichtung bleibt konstant auf Nordost, der Wind nimmt
aber auf Sturmstärke zu, so daß wir ordentlich durchgeschüttelt werden
und nur langsam vorankommen. Schließlich sind wir Dienstag morgen an der
Ansteuerungstonne. Schlagartig läßt der Wind nach und wir segeln
raumschots die 27 Meilen lange Flußmündung der Dvina rauf nach
Archangelsk. Vorbei an zahlreichen großen Holzflößen, die am Ufer
festgemacht sind und Industrieanlagen. Nachdem wir 2 Tage auf See
gefroren haben, ist plötzlich Sommer auf 65 Grad Nord, wir ziehen nach
und nach die Winterklamotten aus, an den Ufern der Dvina ist reger
Badebetrieb bei 26 Grad Lufttemperatur und strahlendem Sonnenschein. In
Archangelsk erwartet uns Sergej, weist uns einen Liegeplatz mitten in
der Stadt zu und lädt uns zu Freunden ins Banja ein. Wir fahren mit dem
Taxi etwas aus der Stadt heraus und finden uns in einem über 100 Jahre
alten Blockhaus, bewohnt von Iwan und seiner Frau, beide um die 70, er
Künstler - Maler und ehemaliger Seefahrer der Handelsmarine, sie
Sängerin. Es sind noch Freunde von ihnen da, auch Künstler um die 70,
Klaviervirtuosen. Nach dem Schwitzen und frisch gewaschen werden wir
fürstlich bewirtet und Bier, Wein und Wodka fließen. Der Abend wird
immer lustiger , alle spielen Instrumente, Gitarren und Klavier und so
manches russisches Lied fließt elegisch durch den liebevoll gestalteten
Raum mit lauter Souvenirs von den Reisen mit der Handelsmarine und Iwans
Kunstwerken. Wieder einmal bedauere ich es zutiefst, kein russisch zu
verstehen. Hier lebt sie, die russische Seele.

Sonntag, 8. Juli 2018

Solovetski

Klosterkirche

Engel

Steinkreise

8.7.
Freitag den 6.7. besichtigen wir den Kreml bei strahlendem Sonnenschein
und viel zu warm angezogen. Kreml heißt soviel wie Schutzburg, eine
Mauer, hinter der die Bewohner Schutz vor Angreifern suchen. Man mag es
ja kaum glauben, aber es hat tatsächlich  Angreifer gegeben. 1668-1676
wurde Solovetski belagert von der russischen Regierung. Es ging um
irgendwelche religiösen Reformen, denen die Mönche hier sich
widersetzten. Schließlich siegte die Regierung nach einem Verrat eines
der Rebellen. Im Sommer 1854 wurde Solovetski von britischen
Kriegsschiffen beschossen aber nicht eingenommen.
1429 besiedelten die ersten Mönche die bis dahin unbewohnte Insel um in
der Abgeschiedenheit nicht vom Beten abgelenkt zu werden. Für uns
unglaublich, da es schon am nächsten Tag bei eiskaltem Nordostwind mit 6
bft. und Regenschauern richtig ungemütlich wird. Und das mitten im
Hochsommer.
Bis 1920 lebten hier die Mönche und haben eine wunderschöne
Klosteranlage gebaut, heute Weltkuturerbe. 1923 wurde hier der erste
Gulag eingerichtet und zahlreiche Gefangene mußten Zwangsarbeit
verrichten und viele wurden ermordet. Ab 1942 bis 1945 war hier eine
Marineschule für junge Kadetten, 4000 wurden hier ausgebildet, von denen
letztlich 1000 gefallen sind.
Seit 1967 ist Solovetski eine Museumsinsel, seit 1992 Weltkulturerbe.
Seit 1990 leben wieder Mönche im Kloster und viele Pilger kommen hierher
um einen Segen abzuholen.

Wir warten auf einigermaßen günstigeren Wind zur Weiterfahrt nach
Archangelsk, möglicherweise heute abend. Ich rechne mit 30 Stunden auf See.

Freitag, 6. Juli 2018

Belomorsk - Solovetski

russische Yacht

Eisenbahnbrücke geöffnet auf 21 m

auf dem Weg zum Hafenmeister

Belomorsk - verlassener versandeter Hafen

Solovetski

6.7.18

Zuletzt treffen wir auf eine russische Yacht aus Moskau, mit der wir die
letzten Schleusen und die Eisenbahnbrücke durchfahren. In Belomorsk
ankern wir auf einer Reede, am Pier liegen ein Holzfrachter, ein
Ausflugsboot ( oder Fähre?) und unser russischer Kollege, mehr Platz ist
nicht. Belomorsk wirkt trostlos, die Stadt ist 3 km von unserer letzten
Schleuse entfernt und noch entwicklungsfähig. Zum Verlassen des Kanals
und zur weiteren Reise nach Archangelsk benötigen wir das Plazet des
Hafenmeisters. Der hat sein Bürohäuschen an dem Beton-Pier. Unser
russischer Kollege lehnt Längsseits- Gehen ab. Er hat Angst um sein
Holzschiff. So legen wir an dem Holzfrachter an, hilfreich unterstützt
von der Crew mit Leinen-Annehmen und Strickleiter. Das Ausklarieren aus
dem Kanal ist einfach, aber der Hafenmeister füllt ein Formular aus und
scannt alle Pässe und sonstigen Paipere, die wir inzwischen angesammelt
haben - wir werden offenbar gut überwacht.

Um 14 Uhr sind wir fertig zur letzten Schleuse vor Hooksiel und laufen
aus durch sehr flaches Wasser, aber gut betonnt Richtung Solovetski.
Nach der Wetterprognose soll der Wind aus Nordost kommen, so daß wir
Solevetski anlegen könnten, nach 2 Stunden Segeln dreht er aber weiter
nach Norden, bis er direkt auf die Nase bläst mit 28 Knoten. Wir sind
mal wieder froh über 75 Turbo-Pferdchen, die lautstark aber problemlos
Wind, Wellen und gegenlaufenden Tidenstrom von 1,5 Knoten meistern. Kurz
vor Mitternacht, fast noch taghell, machen wir die Leinen fest in
Solovetski.

Ob wir wohl jemals auf diesem Törn den Wind achterlicher haben werden?