Dienstag, 6. April 2010

Rio Rosario II

Hallo Zusammen,

Jetzt stecken wir doch erstmal im Rio Rosario fest. Beim Versuch loszufahren, ist der Anlasser verbrannt, weil der Zündschlüssel von der "Anlaß-Stellung" nicht in die "Fahr-Stellung" zurückgesprungen ist. Der nette Schwiegersohn in Spe des hiesigen Gastwirtes des "El Muelle", hat den Anlasser mit nach Montevideo genommen und will ihn noch diese Woche repariert zurück schicken. Mal sehen. So haben wir doch noch Zeit gefunden, Freunde zu besuchen: Mein Freund Thomas aus Berlin hat einen uruguayischen Freund Bruno, Tierarzt und Farmer, verheiratet mit Graciela, Dermatologin.

Sie leben hier in der Nähe in Valdense, einem Örtchen, das vor langer Zeit von Valdensern gegründet worden ist, die die Wirren vor der Reformation überlebt haben.

Er ist Tierarzt, arbeitet aber nicht mehr als solcher, sondern ist jetzt Farmer mit riesigen Ländereien, die einer Art Genossenschaft gehören oder von dieser gepachtet sind, wenn ich es richtig verstanden habe. Ca. 60 Milchkühe, unzählige Rinder und Kälber und riesige Flächen mit Mais, Soja und Getreide. Sie haben uns drei Tage bei sich behalten und bewirtet in ihrem wunderschönen Haus. Sie arbeitet als Dermatologin in einer Art Gemeinschaftspraxis. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist der normale Uruguayer für ca. 60 Dollar im Monat versichert. Dazu ist er Mitglied eines Krankenhauses und wenn dort die Behandlung nicht gemacht werden kann, geht er mit einem Gutschein im Wert von ca. 9 Euro zum Facharzt, der für jede Behandlung dann diese 9 Euro abrechnet, in diesem Fall die Gemeinschaftspraxis, in der die Ärzte dann nach der Anzahl ihrer Konsultationen bezahlt werden. Wieviel unter dem Strich rauskommt, habe ich nicht erfahren.
Sonst war es sehr interessant, über das Land zu fahren und die verschiedenen Betriebsteile zu sehen und die Menschen, die dort arbeiten. Hier ist es etwas hügeliger, als Ostfriesland, aber ebenso weit. Die Felder sind eher noch größer und das Land dünn besiedelt. Hier in der Nähe ist eine Valdenser- Gemeinde und eine Menoniten-Gemeinde, letztere leben recht isoliert und unter sich und bewirtschaften das Land wie eine Kommune gemeinsam, zumindest habe ich es so verstanden. Außerdem ein Dorf von Schweizern gegründet, Nueva Helvetia, mit viel schweizerischer Atmosphäre.
Auch das Haus von Mengele, wo er nach dem Krieg jahrelang ungestört leben konnte, haben wir gesehen.

Sie haben uns drei Tage beherbergt, bestens bewirtet und uns einiges vom uruguayischen Leben gezeigt. Die Atmosphäre ist dörflich - man kennt sich -, die Landschaft eben bis leicht hügelig, grün und freundlich, sehr große Felder, viele Rinder, etwas Milchvieh, einige Lebensmittelbetriebe. Alle hier sind äußerst gastfreundlich.
Auf einer Sonnenuhr in Nueva Helvetia steht der Spruch:

Machs doch wie die Sonnenuhr,
Zähl die heitere Stunde nur.

Viele Grüße aus dem sonnigen, langsam herbstlich werdenden Uruguay von

Jürgen von der Leon de Mar

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