Montag, 16. November 2009

Pitcairn

Hallo Zusammen,

Pitcairn, was für eine phantastische Insel!
Bis Samstag Mittag war uns der Westwind gewogen, nur zum Schluß so schwach, daß wir die Maschine zu Hilfe nehmen mußten, um Pitcairn vor Anbruch der Dunkelheit zu erreichen. Eine etwas über 300 m hohe Insel mit schroffen Felsküsten ringsum. An der Nordostküste eine Ankerbucht mit gutem Sandboden und 12 m Tiefe. Durch volle Kraft rückwärts prüfen wir den guten Halt des Ankers, denn es steht ziemlicher Schwell in die Bucht. An Land eine kleine Mole, dahinter ein Bootshaus mit einer Slipbahn.
In diesen angedeuteten Hafen läuft eine Dünung, die es uns unmöglich macht, mit dem Gummiboot an Land zu kommen. Also rufe ich wie im Handbuch angegeben "Pitcairn" und Minuten später holen uns Brenda, die Hafenmeisterin und Peter, der Polizist mit einem stabilen Holzboot mit 30 PS Außenborder ab. Durch die Brandung geht es mit Vollgas, dann scharf linksum und wir klettern an Land. Dort erwartet uns schon der "Gesundheitsbeamte" und prüft, ob wir Krankheiten einschleppen und der Polizist stempelt die Pässe. Währensd wir noch überlegen, was wir mit den verbeleibenden 1 1/2 Tagelichtstunden anfangen sollen, werden wir schon aufgefordert, auf den Sozius ihrer 4-Rad-Motorräder zu steigen und schon sind wir unterwegs mit Brenda und Peter zu einer Inselrundfahrt, sehen eine Kanone der Bounty, einen kleinen Laden, Häuser für die 60 Bewohner, ein Postamt, eine Kirche, einen Schuppen mit Baumaschinen und einen Autokran, Üppige Vegetation mit Bananen, Gemüsegärten, herrliche Aussichten vom Gipfel und in verschiedene Schluchten, auch eine Badebucht, d.h. ein 100 m großes Bassin hinter Felsen, das sich durch einströmende See füllt und ganz ruhiges Wasser hat, das Grab vom Michael Adams, dem letzen Überlebenden der Bounty und schon wird es Abend und wir werden zurück aufs Schiff gebracht. Für Sonntag morgen Halb 10 sind wir wieder verabredet.
Der Westwind hat leider seinen Preis, am Sonntag regnet es in Strömen. Wieder werden wir mit den Motorvehikeln mitgenommen in Brendas Haus. Sie ist eine Nachfahrin der Bounty-Meuterer wie 40 andere der 60 Inselbewohner, hat lange in England gelebt und ist vor 11 Jahren mit ihrem englischen Mann Mike zurück nach Pitcairn gegangen. Ihre Kinder sind über die ganze Welt zerstreut, meist in Neuseeland. Mit einer unwahrscheinlichen Gastfreundschaft werden wir aufgenommen und verbringen den Tag in ihrem Haus mit Gesprächen über das Inselleben. 4 Mal im Jahr kommt ein Versorgungsschiff aus Neuseeland, Einkäufe müssen also lange voraus geplant werden. Es gibt Telefon und eine Internetverbindung. Mike hält Bienen und produziert zusammen mit anderen Insulanern in einer Cooperative Honig, der sich in Japan und London bei Harrods gut verkauft. Tomaten, Gemüsegärten, Obst und wild wachsende Bananen, wilde Ziegen, die geschossen werden, selbstgebackenes Brot aus importiertem Mehl selbstgebrautes Bier und Met sorgen für das leibliche Wohl. Ca. 30 Yachten kommen im Jahr vorbei und einige Kreuzfahrtschiffe. Da die Landung für die Passagiere zu beschwerlich ist gehen die Insulaner dann an Bord und verkaufen T-Shirts, Schnitzereien und stempeln die Pässe.
9 Kinder leben noch auf der Insel, die Jugendlichen gehen aber meist nach Neuseeland und nur wenige kommen später zurück.
Als der Regen etwas nachläßt, wollen wir Pawl, der sich als Pirat gibt, einen Nachfahren von Flecher Christian besuchen. Diesmal lehnen wir einen Motorradlift ab und wollen die 200 m bergab zu Fuß gehen. Äußerst schwierig im rutschigen Schlamm, in den sich die Straße verwandelt hat. Pawl war auch in Neuseeland und hat von dort seine Frau mitgebracht.
Und überall werden wir herzlichst begrüßt und aufgenommen.
Zurück bei Mike und Brenda steht ein Abendessen mit selbstgebackenen Brötchen, Eiern, Tomaten, Käse und einem unglaublich guten Tomatenchutney auf dem Tisch.
Leider hat der Wind auf Ost gedreht und nimmt zu, so daß wir schnell aufs Boot zurück müssen, das kräftig in der Dünung schaukelt. Brenda steuert sicher durch die Brandung und dann springen wir mit einer Welle an Bord- alles gut gegangen, aber wir müssen sofort los, da der Wind weiter zunimmt.
Und so fahren wir bald mit 3. Reff im Groß und 2 m Genua gegen 40 Knoten Ostwind, Richtung Osterinsel machen wir kaum etwas gut.

Viele Grüße aus dem launischen Pazifik von

Jürgen und Thomas

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