Montag, 25. Januar 2010

Ushuaia - Puerto Williams

Hallo Zusammen,

Ushuaia, die sagenhafte Stadt am Ende der Welt hatte ich mir wie ein verschlafenes Dorf mit einigen Segelyachten vor Anker vorgestellt. Es ist aber wieder mal ganz anders.
An der Mole liegen 4 Kreuzfahrtschiffe, darunter die Star Princess, ein richtig großes Ding für geschätzt 3000 Passagiere. Und jeden Tag kommen und gehen ca.4..
Die Einkaufsmeile ist voll von Geschäften mit Schmuck, Souvenirs, Banken, Modeboutiquen, Elektronikläden. Hier ist Freihandelszone und deshalb alles günstig, wie in Helgoland.
Das Ehemalige Gefängnis, das erste , was man hier gebaut hatte, ist jetzt ein riesiges Museum mit Ausstellungsstücken zur Geschichte der Gegend, am interessantesten die alten Seekarten von Magellan bis heute. Daneben eine große Kunstausstellung zeitgenössischer Malerei. Alles riesig groß und natürlich voll von Touristen aus den Kreuzfahrtschiffen. Aber auch viele Hotels prosperieren von Touristen vom Rucksacktouri bis zur Luxuskategorie. Man bucht dann Exkursionen mit Bus oder Jeep in die Nationalparks oder Ausflüge zu nahen Inseln, Pinguinkolonien, Seehundbänken mit kleinen Ausflugsdampfern.
Es gibt 3 Eisdielen, eine goldene Büste von Evita Peron, ein Kasino, ein neues größeres ist im Bau, mehrere Restaurants wo man Büffet und Asado (gegrilltes Lamm, Rind, Huhn ) bis zum Abwinken für 10 bis 12 Euro ißt. Auch der Wein ist gut und preiswert.
Leider ist der Yachtclub 2 km vom Zentrum. Hier liegen ungefähr 20 ausländische Yachten und mindestens 4 größere Charteryachten, die Kap Horn Touren anbieten, unmöglich alle kennenzulernen.
Also eher Weltstadt im Bauboom als verschlafenes Nest.
26 Meilen östlich und ein wenig südlich dann das chilenische Puerto Williams, eher ein Dörfchen, 2 Hostels, ein Supermarkt, sonst eigentlich hauptsächlich Kaserne, aber der südlichste Yachtclub der Welt, und der hat was.
In einer Bucht hat man 1962 ein ausgedientes Transportschiff auf Grund gesetzt und dort geht man auf beiden Seiten längsseits zum Festmachen. Die "Micalvi" sieht inzwischen einem Schrotthaufen ähnlicher, als einem Schiff, ist aber offiziell ein Museum.
Über morsche Planken geht man an Land. Abends um 9 öffnet die Clubbar in der ehemaligen Messe und hier treffen wir die merkwürdigsten Leute der Welt so konzentriert wie nirgendwo:
Marie - Regine ist Französin, 62, seit Jahren unterwegs mit Rucksack und Zelt, hat keine Wohnung mehr, ist seit ihrer Jugend Veganerin und hat schon mal 8 Monate gar nichts gegessen ohne ein Gramm abzunehmen.
Andrzej, Pole, "Polaco Loco" hat den Patagonia Triathlon erfunden, Radfahren in Patagonien, einen Gletscher mit Skiern zu überqueren, Kajak-Paddeln von Punta Arenas nach Puerto Williams, das sind ca.300 Seemeilen durch stürmische eiskalte "Kanäle" , die aber teilweise so breit sind, daß sich über 1 m hohe Wellen aufbauen, die ihn auch mehrfach umgeworfen haben.
Für eine Abkürzung hat er sein Kajak und das Gepäck über einen Bergpaß geschleppt.
Beim Skifahren hat ein Schneesturm ihm einen Teil des Gepäcks mit Kamera, und Geld in eine Gletscherspalte geweht, so daß er jetzt sein Kajak verkaufen will für ein Ticket nach Mexiko, wo er z.Z. wohnt..
Einfache Kap Horn Umsegler wie wir staunen weiter über Amerikaner, die von Seattle nach Alaska segeln, durch die Nordwestpassage zum Atlantik und dann nach Süden um Kap Horn. Sie sind gestern 1 Stunde nach uns hier eingelaufen.
Und in der Kneipe treten dann die Piraten auf und bringen den Amerika-Umrundern ein Ständchen.
Die Mitglieder dieser Bruderschaft sind meist Chilenen, die irgendwie dem Meer verbunden sind und nur auf Empfehlung und mit Zustimmung des Oberpiraten in die Bruderschaft aufgenommen werden, der amerikanische Skipper hat jetzt die Ehrenmitgliedschaft.
Und so sind wir versumpft und heute nicht in der Lage zu segeln und genießen einen Hafentag bei Sonne und 20 Grad.

Viele Grüße vom südlichsten Yachtclub der Welt sendet Euer

Jürgen, jetzt mit Renate und Rudi

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